Deine Fellnase ignoriert Dich einfach, wenn Du mit ihr sprichst? Dein wuffender Mitbewohner betrachtet interessiert die Landschaft, wenn Du ihn zu etwas aufforderst? Oder er hebt den Kopf, schaut Dich an und macht dann schwanzwedelnd doch etwas ganz anderes?
Auch der Rückruf in einer brenzligen Situation klappt nicht wie gewünscht? Und wenn Du mit ihm schimpfst, guckt er Dich treuherzig mit seinem Hundeblick an, um dann gleich trotzdem da weiterzumachen? Wer kennt dieses Verhalten seines Vierbeiners nicht und wer hat nicht schon das Gefühl gehabt, gänzlich von seiner Fellnase ignoriert zu werden?
Denn eigentlich sind unsere tierischen Freunde doch am liebsten „mittenmang“ und unter uns. Sie beschützen uns und lauschen andächtig unseren Worten und tun, was wir von ihnen verlangen. Soweit die Theorie, denn die Praxis zeigt, dass sie uns gerne „links liegen lassen“ oder uns ihre „zottelige Schulter zeigen“. Doch es gibt zahlreiche Ursachen für ihr Verhalten. DeineTierwelt stellt Dir diese Gründe vor und erklärt Dir, wie Du wieder die volle Aufmerksamkeit Deiner Fellnase erhältst.
Dein Hund weiß nicht, was Du von ihm willst
Um auf Dich zu hören, muss Deine Fellnase verstehen, was Du von ihr willst. Der Vierbeiner muss also zuerst einmal die Signale kennen und gelernt haben, was er dann tun soll. Und er muss imstande sein, diese Signale im richtigen Moment auch umzusetzen.
Oft genug sind diese einfachsten Grundvoraussetzungen nicht gegeben. Die Fellnase steht da und weiß nicht so recht, was von ihr erwartet wird. Sie ist verwirrt, kennt sich nicht aus und wartet ab. Das passiert oft, wenn eine Übung noch nicht gefestigt ist oder wenn Frauchen oder Herrchen diese Übung in einer neuen Umgebung verlangen. Oder wenn die Signale nicht sauber aufgebaut wurden und der Hund noch auf irgendein Detail wartet, das dem Besitzer nicht bewusst ist.
Grundsätzlich gilt daher: Kann der Hund überhaupt das, was gerade von ihm gefordert wird und kann er dies in seiner momentanen Umgebung auch realisieren?

Aufmerksamkeit kann trainiert werden
Gerade im Freien ist es schwierig, die volle Aufmerksamkeit seines Vierbeiners zu erhalten. Denn wenn um ihn herum die Artgenossen toben, es verdächtig im Unterholz raschelt, Tausende von Gerüchen in die Super-Nase strömen, ein Reh aus dem Gebüsch springt oder eine Maus aus ihrem Loch huscht, ist die Ablenkung groß.
Doch Aufmerksamkeit ist Übungssache. Und ähnlich wie ein Muskel im Sport kann auch die Aufmerksamkeit trainiert werden, damit sie auch unter Ablenkung noch funktioniert. – Und das am besten systematisch.
Jede Übung in der Hundeerziehung muss:
- erst einmal gelernt
- dann wiederholt und geübt
- schließlich (mit steigender Ablenkung) gefestigt werden
Die ersten zwei Schritte sind die einfachsten, doch mit dem Festigen unter Ablenkung „hapert“ es meistens gewaltig. Und genau deswegen „hört“ die Fellnase dann auch nicht mehr, wenn es irgendwelche Ablenkungen gibt.
Auch hier gilt daher grundsätzlich: Hat der Hund das Gelernte auch unter Ablenkung bereits geübt und verinnerlicht? Wenn nicht, bitte unbedingt üben. Wie Du einen Spaziergang für Dich und Deinen tierischen Freund aufpeppen kannst und Ablenkung üben kannst, erfährst Du hier.
Deine Fellnase hat gelernt, Dich zu ignorieren
Aber was ist mit den Fellnasen, die eine Übung sehr wohl können und es weit und breit keine Ablenkung gibt, die aber ihre Besitzer trotzdem wie Luft behandeln? Dann hat die Hunde-Mama oder der Hunde-Papa dem vierbeinigen Sprössling versehentlich beigebracht, dass es besser ist, seine zweibeinigen Eltern vorläufig zu ignorieren.
Häufige Signal-Wiederholungen, Ansprechen im falschen Moment, Dinge verlangen, die gerade nicht gehen, können sich fatal auswirken. Denn die Vierbeiner lernen schnell, wann es besser für sie ist, erst einmal nicht zu „hören“, sondern lieber „ihr Ding durchzuziehen“.
Was also tun, wenn Dein Hund Dich ignoriert?
Wie Du gesehen hast, liegt es nicht daran, dass Dich Dein tierischer Mitbewohner grundsätzlich nicht leiden kann, wenn er Dich wie Luft behandelt oder Dir gedanklich die „Mittel-Zehe“ zeigt. Was aber kannst Du jetzt tun, um wieder die Aufmerksamkeit Deiner Fellnase zu erhalten? Die folgenden Tipps sollen Dir dabei helfen:
Wiederhole die Grundlagen der Hundeerziehung: Es ist immer eine gute Idee, die Grundlagen der Hundeerziehung neu zu trainieren. Ein Fördertraining in einer Hundeschule trägt auch zu einer festeren Beziehung zwischen Dir und Deiner Fellnase bei.
Pass die Umgebung an: Akzeptiere, dass Du ganz unten auf der Aufmerksamkeitsliste stehst, wenn sich Dein Vierbeiner in einer neuen und aufregenden Umgebung befindet. Bringe Dich mit Leckerlis in seine Erinnerung zurück oder nutze sie als Belohnung, wenn er auf Dich hört. Trainiere mit ihm oder wiederhole zusätzlich das vereinbarte „Aufmerksamkeitssignal“.
Lerne Deine Fellnase besser kennen: Auch wenn Du glaubst, Deinen tierischen Mitbewohner gut zu kennen, achte noch stärker auf seine Signale und auf seine Körpersprache. Denn das Lesen, Erlernen und Verstehen der Körpersprache eines Hundes ist der beste Weg dazu, Missverständnissen aus dem Wege zu gehen. Dein Vierbeiner zeigt Dir ganz genau, ob er verängstigt, schüchtern oder scheu und in dem Moment gar nicht anders reagieren kann.
Kommuniziere klar und eindeutig: Es muss für Deinen Vierbeiner klar sein, was Du von ihm willst. Halte Deine Kommandos konstant und für Deine Fellnase leicht verständlich. Sage zum Beispiel immer „Sitz“, wenn er sich hinsetzen soll. Die Nutzung verschiedener verbaler Signale für einen Vorgang wie „Setz Dich hin“ oder „Geh runter“ können den Hund verwirren oder irritieren.
Verwende „positive Unterstützung“: Belohne Deinen tierischen Freund während des Trainingsprozesses häufig. Der Vierbeiner versteht so, dass er für eine gut gemachte Arbeit ein Leckerli erhält und ist dadurch zusätzlich motiviert.
Setze klare Grenzen und setze Dich durch: Hab keine Angst davor, auch mal „Nein“ zu sagen und Dich durchzusetzen. Habe dabei ein klares Ziel vor Augen, das Du auch erreichen möchtest. Dabei solltest Du auch cool und gelassen also nicht aufgebracht werden, aber trotzdem deutlich bleiben.
Check den Stress-Pegel. Deine Fellnase kann Dich auch dann ignorieren, wenn ihr Stress oder Aufregungs-Pegel einfach zu hoch ist. Denn es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Stress und Aufmerksamkeit. Fahre dann Euer Leben einfach mal runter und genieße eine Zeit lang eine ruhige Zweisamkeit mit Deinem tierischen Freund.
Lass Deine Fellnase einfach mal in Ruhe: Oftmals schalten die Vierbeiner ihre Ohren auf Durchzug, weil sie zu viel Druck von ihren Zweibeinern bekommen oder weil Frauchen oder Herrchen permanent etwas wollen oder Aufmerksamkeit einfordern. Oft hilft es dann, einfach mal nichts zu wollen und die Fellnase in Ruhe zu lassen. Viele Hunde werden dann von sich aus wieder aufmerksamer und kommen gucken, was denn jetzt auf einmal los ist.
Frage Deinen Tierarzt: Wenn Dein ehemalig aufmerksamer und gehorsamer Vierbeiner plötzlich anfängt, Dich zu ignorieren, ziehe auch den Rat eines Tierarztes hinzu. Denn oftmals könnte es einen körperlichen Grund für das Verhalten der Fellnase geben, so zum Beispiel eine beginnende Taubheit gerade bei schon älteren Hunden.
Sei der Freund Deines Hundes, nicht sein Chef
Sei Dir immer bewusst: Unsere Fellnasen machen keine Fehler, sie machen es nur anders als wir. Nur wenn wir sie verstehen und ihnen helfen, können sie sich in unserer menschlichen Welt zurechtfinden.
Führe daher Deinen vierbeinigen Freund bedacht und souverän. Gib ihm Schutz und Sicherheit. Respektiere, dass er ebenso Limits hat wie auch Du. Verlange daher nichts, wozu er nicht imstande ist. Habe immer eine faire Lösung für seine emotionalen Probleme und sei immer für ihn da, so wie er es für Dich ist.



