HomeKatzenWarum ich eine Qualzucht-Katze habe – und Du keine kaufen solltest!

Warum ich eine Qualzucht-Katze habe – und Du keine kaufen solltest!

Sie kann es nicht rückgängig machen, aber sie kann aufklären: Wie die Entscheidung unserer Autorin für eine Scottish-Fold-Katze Tierleid unterstützt hat – und was Du daraus lernen kannst.

Manchmal trifft man Entscheidungen, deren Tragweite man erst viel später begreift. So ging es mir, als ich eine Scottish-Fold-Katze bei mir aufnahm – ohne zu wissen, dass diese Katzenrasse aufgrund eines genetischen Defekts stets leidet.

Im Nachhinein fühlte ich mich schuldig, weil ich damals nicht besser recherchiert habe, doch was passiert ist, kann ich nicht ändern. Stattdessen erzähle ich Dir meine Geschichte, um aufzuklären und andere davor zu bewahren, denselben Fehler zu machen.

Wenn ich Menschen von meiner Katze erzähle, höre ich oft als erstes Sätze wie: „Die sind aber auch süß, mit ihren Knickohren.“ Doch bei mir war es nicht die Optik, die mich zu dieser Rasse geführt hat. Ich finde es erschreckend, wie oft Tiere allein wegen ihres Aussehens gekauft oder adoptiert werden. Das kann schnell nach hinten losgehen, denn nur weil ein Tier süß oder hübsch ist, heißt das nicht, dass es zu einem passt. Der Charakter und die typischen Eigenschaften einer Rasse sollten unbedingt berücksichtigt werden, bevor man sich für ein Tier entscheidet.

Vom Hundemensch zum Katzenbesitzer

In meinem Leben hatte ich bis dahin nie Berührungspunkte mit Katzen. Ich bin ausschließlich mit Hunden aufgewachsen, und auch später gab es nur eine einzige Freundin in meinem Umfeld, die eine Katze als Haustier hatte. Als überzeugter Hundemensch war es für mich nie eine Option, mit einer Katze zu leben. Aus Unwissenheit hielt ich sie für unberechenbar, eigensinnig und irgendwie komisch – Eigenschaften, die für mich einfach nicht zu einem Haustier passten.

Gemeinsam mit meinem damaligen Partner hatte ich etwa zweieinhalb Jahre lang eine Husky-Hündin, die ich über alles liebte. Doch als wir uns trennten, entschied ich mich schweren Herzens, sie bei ihm zu lassen. Für mich steht das Wohl meiner Tiere immer an erster Stelle, und mit seiner Wohnsituation am Stadtrand in einem Haus mit Garten war er eindeutig der bessere Ort für sie. Ich hingegen zog in eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung im Dachgeschoss in Prenzlauer Berg. Diese Entscheidung brach mir das Herz, und ohne einen flauschigen Mitbewohner fühlte sich die Wohnung nie wirklich wie ein Zuhause an.

Die Katze, die alles veränderte

Zu dieser Zeit verbrachte ich viel Zeit mit meiner Freundin und ihrer Scottish-Fold-Dame Emmely. Emy war so anders, als ich Katzen bisher kennengelernt hatte. Man spürte, wie sehr sie die Nähe meiner Freundin genoss und wie tief ihre Zuneigung war. Sie kuschelte viel, konnte in meiner Gegenwart entspannt schlafen, machte nichts kaputt und war unglaublich menschenbezogen – ein echter Herzenscharakter.

Sie folgte meiner Freundin sogar nach draußen, zum Müllhäuschen, und wich ihr dabei nicht von der Seite. Emmely war so treu und liebevoll, fast wie ein Hund. Mit ihrer Art hat sie mich komplett verzaubert, und in diesem Moment wusste ich: Ich möchte auch eine Katze mit den Eigenschaften von Emmelys Rasse.

Vivien-Sophie Diebold kuschelt mit ihrem orangen Kater Weasley auf dem Bett.
Foto: privat

Meine Katze ist eine Qualzucht?!

Zu Beginn hatte ich keine Ahnung von Katzen, den verschiedenen Rassen oder ihren speziellen Bedürfnissen. Doch ich ließ mich von meiner Intuition und einem offenen Herzen leiten. Als Weasley – oder liebevoll Weasy – bereits vier Jahre bei mir lebte, stieß ich in den sozialen Medien zufällig auf ein Video, das den Gendefekt der Scottish-Fold-Katzen und die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme thematisierte. Es fühlte sich an, als hätte jemand mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich war geschockt, brach in Tränen aus und verspürte eine tiefe Schuld. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich unwissentlich Teil eines Systems geworden war, das Leid unterstützt.

Scottish-Fold-Katzen: Süßes Aussehen mit schweren Folgen

Die Scottish Fold, auch als Schottische Faltohrkatze bekannt, bezaubert viele Menschen mit ihrem einzigartigen Aussehen: den großen, runden Augen, den Knickohren und der flachen Nase. Doch genau diese Merkmale gehen oft mit erheblichen gesundheitlichen Problemen einher. Die kurze Schnauze und die platte Nase führen bei vielen Katzen zu Atemproblemen.

Die Knickohren, die so charakteristisch für diese Rasse sind, machen es ihnen unmöglich, ihre Ohren selbst zu reinigen – eine häufige Ursache für schmerzhafte Ohrenentzündungen durch die Ansammlung von Bakterien. Außerdem beeinträchtigt die Verformung der Ohren ihre Fähigkeit, mit Artgenossen zu kommunizieren, da ein Großteil der Katzenkommunikation über die Ohren läuft.

Scottish-Fold-Kater Weasley von Vivien-Sophie Diebold wartet in der Küche auf Futter.
Foto: privat

Osteochondrodysplasie (OCD)

Doch das schwerwiegendste Problem ist der genetische Defekt, der diese Katzen zu einer Qualzucht macht. Sie leiden an Osteochondrodysplasie (OCD), einer unheilbaren Erbkrankheit, die das Wachstum und die Beweglichkeit der Knochen stark beeinträchtigt und oft mit Schmerzen verbunden ist. Dieses Wissen ist entscheidend, um die Tragik hinter dem süßen Äußeren dieser Katzen zu verstehen.

Schmerzvolle Folgen eines Gendefekts

Die charakteristischen Faltohren der Scottish Fold entstehen durch angezüchtete Fehlbildungen des Knorpels – eine Eigenschaft, die sich nicht nur auf die Ohren beschränkt, sondern den gesamten Gelenkapparat der Katze betreffen kann. Der Gendefekt, der diese Rasse so unverwechselbar macht, geht Hand in Hand mit der Vererbung von Knochen- und Knorpelschäden. Diese führen zu schmerzhaften Deformationen und Fehlbildungen, die den Alltag der Tiere stark beeinträchtigen.

Jede Scottish Fold-Katze leidet unweigerlich an Osteochondrodysplasie (OCD), einer unheilbaren Erbkrankheit, die häufig Arthrose und Gelenkbeschwerden verursacht. Dieses Leiden ist unausweichlich und macht jede Katze dieser Rasse zu einem Opfer gezielter Zuchtpraktiken.

Typische Anzeichen von OCD bei Scottish Fold

Die Auswirkungen von OCD zeigen sich oft durch deutliche körperliche und verhaltensbezogene Anzeichen. Diese Signale sollten ernst genommen werden. Dazu gehören:

  • Bewegungsunlust: Die Katze vermeidet Belastungen wie Springen und hält sich vorwiegend am Boden auf
  • Lahmheit oder, in schweren Fällen, eine vollständige Unfähigkeit zu laufen
  • geschwollene Gelenke, die sowohl Vorder- als auch Hinterbeine betreffen können
  • Schmerzen bei Berührungen, insbesondere an den Gelenken
  • steife Gliedmaßen, oft sichtbar durch einen kurzen, unflexiblen Schwanz
  • kurze, breite Gliedmaßen, wobei meist die Hinterbeine stärker betroffen sind
  • unnatürliche Körperhaltung, die durch die Schmerzen bedingt ist

Diese Symptome sind nicht nur Warnsignale, sondern machen deutlich, wie belastend das Leben für Katzen mit OCD sein kann.

Oranger Kater Weasley liegt auf der Lehne eines grauen Sessels.
Foto: privat

Zwischen Verbot und Grauzone: Der rechtliche Umgang mit Scottish-Fold-Katzen

In einigen Ländern, darunter Österreich und Belgien, ist die Haltung, der Handel und die Zucht von Scottish-Fold-Katzen strikt untersagt. Verstöße gegen diese Regelungen können rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. So musste der „Tierschutz Ombudstelle Wien“ zufolge etwa ein Anbieter in Wien 5.000 Euro Strafe zahlen, weil er Scottish-Fold-Katzen zum Verkauf angeboten hatte.

Deutschland hingegen hat bisher keine konkreten Verbote erlassen. Zwar gilt die Rasse als tierschutzwidrig, dennoch ist die Haltung gesetzlich verboten. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft empfiehlt zwar ein Zuchtverbot, dennoch wird die Zucht nicht ausreichend geahndet.

Hinweis in eigener Sache
Das DeineTierwelt-Magazin ist ein Angebot des Unternehmens DeineTierwelt, das selbst eine Online-Plattform zur Vermittlung von Haustieren betreibt. Katzen der Rasse Scottish Fold dürfen auf dieser nicht angeboten werden. Solltest Du dennoch eine Anzeige mit Anzeigen dieser Rasse entdecken, nutze bitte die Funktion „Anzeige melden“.

Ein Leben voller Liebe und Rücksicht: Wie ich Weasley unterstütze

Mein Weasley hat ein gutes Leben bei mir und ist mittlerweile fast neun Jahre alt. Er rennt durch die Wohnung, „quatscht“ den ganzen Tag und sucht viel Nähe – ein echtes Familienmitglied, das mein Ein und Alles ist. Doch ich weiß, dass er es nicht so leicht hat wie andere, gesunde Katzen, und genau deshalb sorge ich besonders gut für ihn.

Er steht unter tierärztlicher Überwachung, und ich achte ständig auf Anzeichen von Einschränkungen oder Schmerzen. Jeden Tag reinige ich seine Ohren, Augen und Nase, taste ihn auf Veränderungen ab und tue alles, was ich kann, um ihm ein möglichst unbeschwertes Leben zu ermöglichen. Trotzdem zerreißt es mich innerlich, dass er durch seine genetische Vorbelastung nicht die gleiche Leichtigkeit erleben darf wie andere Katzen.

Aufklärung statt Unwissenheit: Ein Appell gegen Qualzucht

Deshalb lautet mein inständiger Appell: Bitte mach nicht denselben Fehler wie ich. Informiere Dich gründlich, bevor Du eine Katze oder einen Kater adoptiert oder kaufst. Nur so kannst Du Tierleid minimieren und verhindern, dass Du unwissentlich Qualzuchten unterstützt.

Ich wünsche mir von Herzen, dass die Zucht der Scottish-Fold-Katzen weltweit verboten wird. Nur so kann die Verbreitung dieser Rasse eingedämmt und den Tieren weiteres Leid erspart werden. Es wäre ein großer Schritt, um sicherzustellen, dass niemand mehr – wie ich damals – unbewusst Teil dieses Systems wird und es weiterhin unterstützt. Deine Entscheidung kann einen Unterschied machen!

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