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Wann sind Menschen eigentlich zu alt für ein Haustier aus dem Tierheim?

Nicht jeder, der ein Haustier aus dem Tierheim adoptieren möchte, bekommt auch eins. Denn tierische Mitbewohner machen viel Freude, bedeuten aber auch viel Verantwortung. Tierheime prüfen zukünftige Tiereltern daher gründlich. Auch das Alter spielt dabei eine wichtige Rolle

Wie viele unserer tierischen Freunde ihr Dasein in den bundesweit circa 1.400 Tierheimen und Tierauffangstationen fristen müssen, ist nicht genau bekannt. Dass aber jährlich Hunderttausende Haustiere dazu kommen, ist eine traurige Gewissheit. Lea Schmitz, Pressesprecherin des „Deutschen Tierschutzbunds“, schätzt diese Zahl sogar auf unglaubliche 350.000.

Eine Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes im Mai 2024 unter den deutschen Tierheimen hat ergeben, dass 49 Prozent voll oder übervoll sind und nur 18 Prozent der Tierheime überhaupt noch Kapazitäten haben, neue Haustiere aufzunehmen. Lea Schmitz bringt es gegenüber dem „MDR“ auf den Punkt: „In ganz Deutschland sind Tierheime am Limit — finanziell und platztechnisch.“

Gleichzeitig wächst die Anzahl von Senioren in Deutschland unaufhaltsam. Und damit eine Gruppe von Menschen, die Zeit haben, die nötige Ruhe, eine große Portion Gelassenheit und deren Fokus sich ausschließlich auf einen tierischen Mitbewohner richten kann. Dem tragen Pilot-Projekte, wie zum Beispiel „Best Buddys“ oder „Senioren für Senioren“ schon lange Rechnung.

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Haustier aus dem Tierheim: Ja – das Alter spielt auch eine Rolle

Viele Tierheim-Leiterinnen und -Leiter aus Deutschland bestätigen gegenüber dem „MDR“ dennoch, dass das Alter bei der Tiervermittlung für sie durchaus eine Rolle spielt. Und zwar das Alter von dem zu vermittelnden Tier, aber auch von den adoptierenden Menschen. Denn, so offenbar die Überlegung: Das Tier sollte seine Halter nicht überleben.

Eine pauschale Zahl, ab wann Menschen zu alt für ein Tier aus dem Tierheim sind, gibt es dabei selten. Ausschlaggebender seien hingegen individuelle Umstände und die Lebensweise, sagt etwa Michael Sperlich, Geschäftsführer des Leipziger Tierschutzvereins.

Vor allem bei Hunden wird ganz genau auf das Alter und die Lebensumstände geschaut. Ein junger und aktiver Hund ist keinem Senior zu empfehlen. Das bestätigt Christian Gansloweit, 2. Vorsitzender vom Verein „Tierschutz Wörrstadt“. Für ihn ist es ausgeschlossen, dass eine 75-jährige Person einen Hundewelpen adoptieren kann.

Haustiere können Gesellschaft leisten.
Foto: unsplash.com/Magdalena Smolnicka (Symbolfoto)

Das heißt aber nicht, dass alte Menschen pauschal keinen Hund mehr bekommen. So können ältere und ruhigere Hunde jederzeit an einen Senior oder Seniorin vermittelt werden. Allerdings nur dann, wenn festgelegt ist, wer sich um die Fellnase kümmert, wenn der Besitzer nicht mehr da ist.

Tierische Mitbewohner sind für das Leben der Senioren wichtig

Dass Senioren von Haustieren profitieren, findet Jens-Peter Kruse von der „Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen“ (BAGSO). Wer im Alter allein lebt, kann dank den Tieren besser mit dem Gefühl der Einsamkeit umgehen. Das belegen auch die Forschungsprojekte der Gruppe „Mensch-Tier-Beziehung“ der Technischen Universität Dresden.

Tiere geben Struktur und vermitteln das Gefühl, gebraucht zu werden. Für Jens-Peter Kruse wäre es „geradezu verhängnisvoll, älteren Menschen Tiere nur aufgrund ihres Alters vorzuenthalten.“

Altersdiskriminierung?

Michael Sperlich vom Tierheim Leipzig weiß, dass eine Absage einer Vermittlung für den Betroffenen sehr schnell emotional werden kann. Er sagt: „Wir hatten auch schon Anzeigen wegen angeblicher Altersdiskriminierung.“

Auf der einen Seite fordert der Geschäftsführer Tierheim-Mitarbeiter dazu auf, mit den Menschen „einfühlsamer“ zu sprechen. Aber Interessenten sollten auch ehrlich reflektieren, ob sie körperlich, psychisch und finanziell in der Lage sind, sich um ein Haustier zu kümmern.

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Statt eigenem Haustier: Alternativen für Senioren

Auch Lisa Borchard, Tierärztin und Mitglied beim Tierschutzverein „Tasso“ appelliert an interessierte Senioren, sich gründlich über das zukünftige tierische Familienmitglied zu informieren. Zudem fordert sie dazu auf, sich ehrlich die Frage zu beantworten, ob man einem Haustier ein bedürfnisgerechtes Leben bieten kann. Im schlimmsten Fall wären die neuen Halter andernfalls schnell überfordert, und das Tier würde wieder im Heim landen. Das wollen die Tierheime natürlich um jeden Preis vermeiden.

Das Gute: Es gibt durchaus andere Möglichkeiten, sein Leben mit einem tierischen Freund zu bereichern. Zum Beispiel als „Tiersitter“ in der Nachbarschaft, als „Gassigänger“ oder ehrenamtlicher Helfer im nächstgelegenen Tierheim oder mit der Übernahme einer Tier-Patenschaft.

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