Ein Hinweis aus der Nachbarschaft führte im Rhein-Kreis Neuss zu einem außergewöhnlichen Einsatz. Anwohner hatten die Behörden informiert, weil aus einem Wohnhaus ein starker, unangenehmer Geruch drang. Daraufhin prüfte das Veterinäramt die Situation und machte eine schreckliche Entdeckung.
In dem Gebäude fanden die Einsatzkräfte mehr als 200 Tiere vor, die unter völlig unzureichenden Bedingungen lebten. Darunter waren Katzen, Vögel, Fische und auch ein Hund. Alle Tiere mussten sofort aus dem Haus geholt und auf verschiedene Einrichtungen verteilt werden. Das Gebäude wurde anschließend versiegelt.
Tierretter zwei Tage lang im Einsatz
Die Sicherstellung der Tiere stellte die Behörden vor erhebliche logistische Schwierigkeiten. Allein 132 Katzen mussten eingefangen, gekennzeichnet und kastriert werden. Einige Tiere hatten sich tief in der Dachdämmung versteckt, weshalb die Feuerwehr hinzugezogen wurde. Der Einsatz zog sich über zwei Tage hin, berichtet der „WDR“.
Neben den vielen Katzen entdeckten die Einsatzkräfte auch rund 40 Wellensittiche und Nymphensittiche sowie mehrere Aquarien mit Fischen. Während die Vögel später in einem Vogelpark untergebracht wurden, koordinierte das Veterinäramt die Verteilung der übrigen Tiere. Der Kreis betonte, dass ein solcher Fall von Animal Hoarding in dieser Dimension eine absolute Ausnahme sei.
Tierheime an der Belastungsgrenze
Das Tierheim Bettikum übernahm fast die Hälfte der geretteten Tiere, obwohl die Kapazitäten bereits vorher stark beansprucht waren. Möglich wurde die Unterbringung nur, weil sich viele Katzen untereinander kannten und dadurch in Gruppen zusammenbleiben konnten. Dennoch ist die Versorgung eine enorme Herausforderung für das Heim.
Auch das Tierheim Oekoven in Rommerskirchen beteiligte sich an der Aufnahme und Pflege der Tiere. Zusätzlich führen Mitarbeiter regelmäßige Kontrollen am betroffenen Haus durch. Mithilfe einer Wärmebildkamera wird überprüft, ob möglicherweise noch Katzen oder Vögel zurückgeblieben sind, die sich dort verstecken.
Rechtliche Folgen und Spendenaufrufe
Die Aufnahme so vieler Tiere verursacht hohe Zusatzkosten, unter anderem für Futter, medizinische Versorgung und den täglichen Pflegeaufwand. Die beteiligten Heime bitten deshalb verstärkt um finanzielle Unterstützung aus der Bevölkerung, damit die Tiere auch langfristig gut versorgt werden können.
Für die Tierhalter selbst hat der Vorfall ebenfalls Konsequenzen. Das Ehepaar, dem das Haus gehört, muss sämtliche Kosten tragen, darunter die tierärztliche Betreuung, das Einfangen der Tiere sowie die notwendige Desinfektion des Hauses. Wie es zu dem dramatischen Fall von Animal Hoarding kam, ist bislang noch unklar.



