In der Türkei sorgt ein ungewöhnlicher Scheidungsfall für Aufsehen: Ein Gericht in Istanbul verpflichtete einen Mann dazu, über Jahre hinweg Unterhalt für die gemeinsamen Katzen zu zahlen. Die Entscheidung gilt als Meilenstein, der die rechtliche Stellung von Haustieren in Ehe- und Familienangelegenheiten verändern könnte.
Das Urteil betrifft ein Ehepaar, das sich nach zwei Jahren wegen „schwerer Unvereinbarkeit“ trennte. Neben einer hohen Abfindung wurde festgelegt, dass der Ex-Mann vierteljährlich Geld für die Versorgung der beiden Katzen überweist. Die Zahlungen sollen über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren erfolgen und jährlich an die Inflation angepasst werden.
Nach Scheidung: Mann muss zehn Jahre für Katzen zahlen
Laut Gerichtsbeschluss bleiben die beiden Katzen dauerhaft bei der ehemaligen Ehefrau. Der Ex-Mann muss vierteljährlich 10.000 Lira, umgerechnet rund 205 Euro, für ihren Unterhalt leisten. Diese Summe gilt für einen Zeitraum von zehn Jahren und wird jedes Jahr entsprechend des türkischen Verbraucherpreisindex neu berechnet, um die Zahlungen an die Inflation anzupassen, berichtet „AzatTV“.
Damit soll sichergestellt werden, dass die Tiere trotz steigender Lebenshaltungskosten angemessen versorgt bleiben. Der Vertrag enthält damit eine für die Türkei bisher einmalige Regelung, bei der Tiere nicht nur als Besitz, sondern als Lebewesen betrachtet werden, deren Wohlergehen auch nach einer Scheidung abgesichert werden muss.
Wandel im türkischen Tierrecht?
In der Türkei gelten Haustiere juristisch bislang als bewegliches Eigentum. Tierschutzorganisationen kritisieren diese Definition seit Jahren, weil sie die emotionale Bindung zwischen Mensch und Tier nicht widerspiegelt. Fälle wie dieser zeigen jedoch, dass Gerichte zunehmend bereit sind, neue Maßstäbe anzulegen.

Die Entscheidung orientiert sich an der türkischen Tierschutzgesetzgebung, insbesondere am Gesetz Nr. 5199, das den Schutz von Tieren im Alltag stärkt. Juristen sehen darin ein Signal, dass die Justiz beginnt, Tiere stärker als Familienmitglieder zu betrachten. Solche Urteile könnten künftig als Vorbild für weitere Fälle dienen.



