Grundlegendes Ziel der JVA Bützow ist die Resozialisierung der Insassen. Die rund 450 Menschen, die derzeit eine Haftstrafe in der JVA verbüßen, sollen darauf vorbereitet werden, „künftig ein eigenverantwortliches Leben ohne Straftaten zu führen“. Berufsspezifische Arbeiten oder eine Ausbildung, Betreuung und sinnvolle Freizeitangebote sollen dabei helfen. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, mit welchem Engagement sich die JVA um die Straßenkatzen innerhalb ihrer Mauern kümmert. Und die Häftlinge sind begeisterter Teil des Tierschutz-Projektes.
Es ist kaum zu glauben, aber die Straßenkatzen fühlen sich so wohl in der JVA Bützow, dass sie freiwillig den Weg dorthin suchen. Können es die Zweibeiner kaum erwarten, wieder aus der JVA zu kommen, suchen die Straßenkatzen verschlungene Wege, um dort hineinzukommen. Vollzugsleiterin Laura Janke äußert sich im Gespräch mit dem „Nordkurier“: „Seit längerem entdecken wir oder die Häftlinge immer wieder Katzen.“
Die Miezen entpuppen sich dabei als wahre Einbruchkünstler, schlüpfen etwa durch den schmalen Spalt unter den Metalltoren. „Dann verstecken sie sich in den Büschen, unter Mauerresten, der Treppe oder Containern. Eben an Orten, an denen sie der Witterung nicht ausgesetzt sind“, so Janke.
JVA hilft bei der Kastration der Straßenkatzen
In der Katzenschutzverordnung des Landkreises Rostock heißt es, dass keine fortpflanzungsfähige Katze frei herumlaufen darf. Diese Verordnung gilt vor allem wegen der unkontrollierten Vermehrung von Straßenkatzen. Freigängerkatzen müssen zudem mit einem Mikrochip oder Transponder gekennzeichnet sein. Da diese Verordnung auch für das Gebiet Gültigkeit hat, in dem die JVA Bützow liegt, wurde im Spätsommer 2024 damit begonnen, die Straßenkatzen einzufangen und kastrieren zu lassen.
Dazu kommt die Belegtierärztin aus dem Tierheim Malchow regelmäßig in die JVA, um die Kastrationen vorzunehmen. In einem stillgelegten Haftgebäude ist extra ein mobiler Operationssaal für diesen Eingriff vorbereitet. In einem weiteren Raum sind die Futterspenden, die überwiegend vom „Deutschen Tierschutzbund“ kommen, gelagert.
Um die Katzen einzufangen, werden an geschützten Stellen innerhalb der JVA, an denen die Straßenkatzen mit Futter und Wasser versorgt oder häufig gesehen werden, Lebendfallen aufgestellt. Damit in die Falle getappte Straßenkatzen nicht zu lange darin sitzen müssen, erfolgt das Aufstellen der Lebendfallen erst wenige Stunden, bevor ein Termin mit der Tierärztin ansteht. Rund zehn dieser Fallen verteilen die Justizvollzugsbeamten dann auf dem Betriebsgelände der JVA. Dabei kontrollieren die Beamten Falle für Falle regelmäßig und sammeln die leeren Fallen wieder ein.
Die Straßenkatzen werden markiert
Tappt eine Katze in die Falle, legt die Tierärztin sie im Behandlungsraum unter Narkose. Danach kontrolliert sie, ob der Mini-Tiger bereits gechipt ist. Ist das der Fall, ist dort auch hinterlegt, ob das Tier bereits kastriert ist. Um den Streunern unnötige Narkosen zu ersparen, markiert die Tierärztin diese nach der Untersuchung und – wenn nötig – der Kastration mit blauer Farbe.
Die Kastration dauert nur wenige Augenblicke, danach kommen die Katzen zum Aufwachen in eine Box, die auf einer Wärmedecke steht.
Häftlinge der JVA sind in das Projekt eingebunden
Und wie werden die Insassen der JVA in das Projekt eingebunden? Sie bringen die Straßenkatzen, die in die Lebendfallen getappt sind, zur Tierärztin. Vollzugsleiterin Laura Janke erklärt gegenüber dem „Nordkurier“, dass das Projekt ursprünglich für 35 weibliche Häftlinge gedacht war. Jedoch war das Interesse so groß, dass auch immer mehr männliche Insassen die Teilnahme beantragten.
Dass sich die Insassen JVA rührend um die Straßenkatzen kümmern, zeigt ein anderes Beispiel. Kürzlich ging in der JVA nämlich eine tragende Katze in die Falle. So konnte sie zwar nicht kastriert werden, ihren Nachwuchs brachte sie aber in der JVA zur Welt. Eine Insassin zog die Kitten mit der Flasche auf, bis sie zur Weitervermittlung ins Tierheim Bützow kamen.
Bislang wurden in der JVA 19 Straßenkatzen kastriert. Derzeit ist das Kastrationsprojekt in der Winterpause. Im Frühjahr soll es aber weitergehen – schließlich hilft die Aktion nicht nur den tierischen „Insassen“ der JVA…



