HomeNewsTierschützer schockiert: Nürnberger Zoo tötet 12 Paviane

Tierschützer schockiert: Nürnberger Zoo tötet 12 Paviane

Im Tiergarten Nürnberg wurden zwölf Guinea-Paviane getötet – aus Platzgründen, wie der Zoo mitteilt. Tierschutzorganisationen wie „Peta“ und der Deutsche Tierschutzbund sprechen hingegen von einem klaren Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und kündigen juristische Schritte an.

Ein drastischer Schritt des Tiergartens Nürnberg schlägt bundesweit Wellen: Zwölf Guinea-Paviane wurden wegen angeblichen Platzmangels getötet. Die Verantwortlichen im Zoo sprechen von einer Maßnahme zur Bestandsregulierung, da das Gehege mit zuletzt 43 Tieren überfüllt gewesen sei. Das Gehege sei auf 25 ausgewachsene Paviane plus Jungtiere ausgelegt gewesen.

Doch Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen üben scharfe Kritik. Für sie ist die Tötung gesunder Affen nicht zu rechtfertigen und möglicherweise sogar rechtswidrig. „Peta“, „Pro Wildlife“ sowie der Deutsche Tierschutzbund kündigten Strafanzeigen an – der Fall könnte ein juristisches Nachspiel haben.

Zoo beruft sich auf Überbelegung und Sozialstruktur

Laut Tiergartenleiter Dag Encke habe das zu kleine Affengehege zu Konflikten unter den Tieren geführt. Verletzungen durch innerartliche Aggressionen seien keine Seltenheit gewesen. Die Entscheidung zur Tötung sei daher aus Gründen des Tierschutzes innerhalb der Gruppe getroffen worden, so der Zoo. Am vergangenen Dienstag (29. Juli) schloss der Tiergarten deshalb spontan seine Tore und tötete zwölf der Paviane.

In Absprache mit den zuständigen Aufsichtsbehörden, dem Veterinär- und dem Umweltamt sowie den Koordinatoren des Erhaltungszuchtprogramms des „Europäischen Zooverbandes EAZA“ habe der Zoo die Entnahme schon über Monate vorbereitet und geplant.

Bereits im Februar hatte der Zoo öffentlich bekannt gegeben, dass eine Reduzierung des Pavianbestandes bevorstehe. Eine Erweiterung der Anlage sei nicht vorgesehen – dies würde langfristig zu einer unkontrollierbaren Entwicklung führen, bei der nur noch Paviane Platz im Zoo hätten, sagte Encke laut „ZDF“.

Paviane per Kopfschuss getötet und an Raubtiere verfüttert

Die ausgewählten Tiere wurden laut dem Tiergarten Nürnberg „tierschutzkonform per Kugelschuss in einer Transportkiste getötet“. Zwei Tiere seien aus bisher ungeklärter Ursache während der Inhalationsnarkose gestorben. Der Grund solle die Pathologie herausfinden. Insgesamt tötete der Zoo neun erwachsene Weibchen und drei ausgewachsene Männchen.

Nun setze sich die Gruppe aus 26 erwachsenen Tieren und fünf Jungtieren zusammen und befinde sich in einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis aus älteren, erfahrenen Tieren, jüngeren, geschlechtsreifen Tieren und Jungtieren.

Anschließend werde das Muskelfleisch an die Raubtiere im Zoo verfüttert. Gewebeproben beispielsweise von Milz oder Leber sollen an verschiedene Forschungseinrichtungen gegeben werden. Knochen und Skelette sollen ebenfalls für Forschungszwecke präpariert werden.

Tierschutzorganisationen sehen Rechtsbruch

Die Kritik von Seiten der Tierschutzszene ist massiv. Der Deutsche Tierschutzbund, „Pro Wildlife“ und die „Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht“ sehen in der Tötung einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Laut Gesetz dürfe kein Tier ohne „vernünftigen Grund“ getötet werden – diese Voraussetzung sei hier nicht erfüllt. Besonders kritisch: Eine Auffangstation sei bereit gewesen, die Tiere bei sich aufzunehmen. Es hätte also Alternativen zur Tötung gegeben.

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„Peta“ geht noch einen Schritt weiter: Die Organisation spricht von einem „Pavianmassaker“ und wirft dem Zoo bewusste Normalisierung sogenannter Überschusstötungen vor. Es gehe nicht um Artenschutz, sondern um Systematik. Eine Strafanzeige sei laut „Peta“ bereits in Vorbereitung. Auch ein öffentlicher Boykottaufruf wurde gestartet.

Zucht, Verhütung und das Scheitern von Alternativen

Der Tiergarten Nürnberg verweist auf langfristige Maßnahmen zur Populationskontrolle. Seit 2011 seien Tiere an andere Zoos abgegeben worden – unter anderem nach Paris und China. Diese Wege stünden jedoch derzeit nicht mehr offen. „Jeder einzelne Zoo hat seine Kapazitäten zurzeit erreicht“, so Zoodirektor Encke.

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Auch hormonelle Verhütung sei ausprobiert worden, habe aber zur dauerhaften Unfruchtbarkeit bei den Weibchen geführt. Drei fortpflanzungsfähige Tiere hätten zwar gereicht, jedoch zu erheblicher Unruhe geführt. Das Sozialgefüge der Gruppe sei aus dem Gleichgewicht geraten – laut Tiergarten sei dies letztlich ein Faktor bei der Entscheidung zur Tötung gewesen.

Auswilderung gilt als unrealistische Option

Der Tiergarten betont, dass eine Auswilderung der Tiere keine Lösung darstelle. Guinea-Paviane leben zwar in Teilen Westafrikas, doch geeignete, sichere Lebensräume seien kaum noch vorhanden. Zudem könnten Zoo-Tiere Keime in die Natur eintragen, die für wildlebende Paviane tödlich sein könnten. Tierschützer widersprechen dieser Argumentation jedoch.

„Pro Wildlife“ erklärt, dass das Argument der Arterhaltungszucht vorgeschoben sei. Eine Reservepopulation sei nur sinnvoll, wenn konkrete Programme zur Auswilderung existierten. Im Fall der Guinea-Paviane sei ein solches Programm aber nicht vorhanden. Die Zucht habe somit keinen nachhaltigen Nutzen für die Art.

Tierschützer erstatten Anzeigen

Sowohl „Peta“ als auch andere Organisationen bereiten nun rechtliche Schritte gegen den Tiergarten vor. Sie wollen prüfen lassen, ob die Tötung gegen das Tierschutzgesetz verstößt. Der Tiergarten rechnet mit einer juristischen Auseinandersetzung, betont aber, dass man auf eine grundlegende rechtliche Klärung hoffe.

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Die Debatte um die Tötung gesunder Zootiere ist nicht neu. Auch andere Zoos greifen zu diesem Mittel, wenn es um sogenannte Überschussbestände oder Futtertiere geht. Der Deutsche Tierschutzbund spricht von einer „gängigen Praxis“, die rechtlich wie ethisch umstritten bleibt. Einfach hinnehmen wollen die Tierschützer die Tötung aber nicht.

Protestaktionen: Aktivisten dringen in Zoo ein

Die Reaktionen aus der Öffentlichkeit fielen teils heftig aus. Am Dienstag verschafften sich laut Polizei Aktivisten Zugang zum Zoogelände, einige klebten sich aus Protest am Boden fest. Die Polizei löste die Aktion auf und nahm mehrere Personen vorläufig fest. In einer Stellungnahme des Tiergartens auf Instagram zeigte man sich darüber bewusst, dass die Maßnahme für viele Menschen schwer nachzuvollziehen sei. Die öffentliche Debatte dürfte nun weiter an Fahrt aufnehmen.

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