Hasenkinder sehen besonders niedlich aus und lösen bei vielen Menschen offenbar automatisch einen Beschützerinstinkt aus. Die Mitarbeiter des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e. V. berichten nämlich, dass Passanten immer wieder Baby-Hasen bei ihnen abgeben, die sie für pflegebedürftig halten. In den meisten Fällen sei das aber überhaupt nicht der Fall, weiß Tierheimsprecher und Biologe Sven Fraaß.
Die Hasenkinder kommen nämlich vollständig entwickelt zur Welt und können bereits gut alleine zurecht kommen. Den halben Tag lang sitzen die Kleinen regungslos in einer kleinen Senke im Unterschlupf und warten auf ihre Mutter, die sie nur morgens und abends säugt. Der Anblick eines einsamen Hasenkinds lässt viele Menschen scheinbar denken, dass das Tier Hilfe benötigt – obwohl das in den meisten Fällen nicht stimmt. So landet der Nachwuchs dann im Tierheim. Daher solltest Du immer zunächst mit etwas Abstand und versteckt beobachten, ob das Muttertür zu seinen Jungen zurückkehrt.
Hasenkinder warten auf ihre Mutter
Die voreilige Hilfeleistung vieler Menschen bedeutet aber nicht sofort, dass das Hasenkind dadurch zum Waisen wird, weil die Mutter sie aufgrund ihres veränderten Geruchs abstößt. „Hasen können sogar noch am Folgetag an den Fundort zurückgebracht werden, ohne dass die jeweilige Mutter sie aufgegeben hätte“, so Fraaß vom HTV. Das habe sich bei Tieren, die in menschlicher Nähe leben, im Laufe der Generationen relativiert. Allerdings sollten die Kleinen trotzdem nicht mit bloßen Händen angefasst werden, um das Zurücksetzen zur Mutter zu erleichtern.

Ein einsames Hasenjunges erkennst Du unter anderem an diesen Anzeichen, erklärt der Österreichische Tierschutzverein auf seiner Webseite: Das Feldhasenbaby ist plötzlich zutraulich und läuft Dir hinterher. Du solltest auch erst handeln, wenn es keinen Platz hat, um sich zu verstecken.
Beunruhigend ist auch, wenn Du das Feldhasejunge an einem ungewöhnlichen oder gefährlichen Ort findest, zum Beispiel in einem Straßengraben oder auf dem Asphalt. Grund zu Handeln hast Du auch, wenn das Hasenbaby offensichtlich verletzt ist, weil es beispielsweise von einer Katze, einem Hund oder Raubvogel angegriffen wurde und Wunden hat.
Hasen brauchen viel Platz im Tierheim
Sollte eine Rückkehr zur Mutter nicht mehr möglich sein, muss der Junghase mit Menschenhilfe aufgezogen werden. Dabei ist es besonders wichtig, dass das Tier in den Händen von Profis ist und nicht einfach zu Hause aufgepäppelt wird. Hasenkinder brauchen nämlich äußerst viel Platz und müssen lernen, ihre Haken zu schlagen und somit ihre Beinmuskulatur zu stärken.

Schließlich sind ihre flinken Beine für die Tiere überlebenswichtig. Im Hamburger Tierheim wird die Pflege der Hasenkinder von einem ganzen Praxisteam und fachkundigen Pflegern übernommen, die die Häschen bestens auf eine Auswilderung vorbereiten. Wer ein einsames Hasenkind entdeckt, sollte deshalb Experten um Hilfe bitten – auch wenn das Tier offensichtlich verletzt ist und Hilfe benötigt.
Laien keinesfalls versuchen, das empfindliche Jungtier zu päppeln oder ein augenscheinlich krankes Tier zuhause behalten, betont Fraaß. Im Hamburger Tierheim Süderstraße behandelt ein ausgebildetes Praxisteam die verwaisten Wildtiere – fachkundige Pflegende ziehen sie artgemäß groß und bereiten damit eine erfolgreiche Auswilderung durch auf Hasen spezialisierte Wildtierstationen vor.

Im vergangenen Jahr kümmerte sich das Tierheim Süderstraße um mehr als 5.488 Wildtiere, darunter 42 Feldhasen. Um das Aufpäppeln gewährleisten zu können, bekommt der Verein keine öffentlichen Gelder, sondern ist auf Spenden angewiesen.
Auch das Österreichische Tierheim betont, dass Laien bei der komplizierten Fütterung kleiner Feldhasen viel falsch machen können und dies lieber den Experten überlassen sollten. Denn die falsche Nahrung könne schnell zum Tod der Kleinen führen. Daher solltest Du Dich schnellstmöglich an eine Tierrettung, eine Wildtierauffangstation oder einen Tierarzt wenden, der mit der Behandlung von Wildtieren vertraut ist.



