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Sind Pferdeäpfel eine tödliche Gefahr für Hunde?

Pferdeäpfel sind für manche Hunde ein unwiderstehliches Leckerli. Doch in Pferdekot kann sich eine tödliche Gefahr für Fellnasen bestimmter Rassen verbergen. Deine Tierwelt erklärt Dir, welche Gefahr das ist und wie Du ihr vorbeugen kannst.

Das Wichtigste in Kürze:
  • Gefahr durch Entwurmungsmittel wie Ivermectin im Pferdekot
  • besonders gefährlich für Hunde mit MDR1-Gendefekt wie Collies
  • bereits geringe Mengen (z. B. <20 g) können tödlich sein
  • Zittern, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit, Desorientierung, Atemnot, Krampfanfälle, Koma, plötzliche Blindheit
  • sofort zum Tierarzt
  • Kotfressen verhindern: Leine, Maulkorb, Giftködertraining
  • Gebiete nach Entwurmung mind. 8 Tage meiden

Den Hund einfach mit zur Weide oder in den Stall nehmen – für viele Pferdehalter ganz normaler Alltag. Und da kann es schon mal vorkommen, dass die Fellnase mit den Hinterlassenschaften von Pferden in Kontakt kommen. Bei manchen bleibt es aber nicht beim Schnuppern und sie nehmen etwas der Pferdeäpfel auf. Das Kotfressen nennt sich Koprophagie. Die meisten denken sich aber nicht viel dabei. Vielleicht auch, weil einige Hundeexperten dazu raten, dass Hunde aus gesundheitlichen Gründen Pferdekot essen sollen.

Aber besonders bei Haltern von Hütehundrassen sollten die Alarmglocken läuten. Denn wenn sie Pferdeäpfel fressen, könnte das sogar tödlich enden. Vor allem dann, wenn das Pferd kurz zuvor entwurmt wurde. Reste der Wurmkur können über den Kot ausgeschieden werden und so im Organismus des Hundes landen. Auch schon kleine Dosen können gefährlich werden.

Was sind die Symptome einer Pferdewurmkur-Vergiftung bei Hunden?

In einem instagram-Reel warnt deshalb auch eine Hundehalterin von den gesundheitlichen Problemen ihrer Border Collie Hündin, nachdem sie Pferdemist zu sich genommen hatte. Darin war höchstwahrscheinlich noch eine Restdosis des Pferdewurmmittels Ivermectin enthalten. Zu den Vergiftungssymptomen zählten zum Beispiel: starkes Zittern, hoher Blutdruck, keine Pupillenreaktion, extreme Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Mit einer Infusion und Kohle habe der Tierarzt das Ganze in den Griff bekommen.

Die Reaktion der Fellnasen nach dem Verzehr ist abhängig vom Gesundheitszustand, Alter und Gewicht sowie von der Menge der gefressenen Pferdeäpfel. Milde Symptome äußern sich mit Erbrechen, Speicheln, Zittern und Benommenheit. Wird jedoch eine große Menge direkt nach der Entwurmung gefressen, können überempfindliche Fellnasen Bewegungs- und Koordinationsstörungen zeigen oder in einen komatösen Zustand fallen.

Weitere Symptome können laut Herz-Kreislauf-Zentrum Machfeld von Tierärztin Birgit Dumhardt sein:

  • Verhaltensänderungen wie Unruhe und Zwangsbewegungen, Übererregbarkeit, Depressionen, Desorientierung bis hin zum Koma
  • Krampfanfälle: leichtes Zittern bis dramatische Krämpfen, Muskelzuckungen, Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen
  • Speicheln und Erbrechen
  • veränderte Schleimhäute: kirschrot oder bläulich
  • Atemnot
  • Herzrhythmusstörungen
  • plötzliche Blindheit: geweitete oder enge Pupillen, Fehlen des Pupillarreflexes

Warum können Pferdeäpfel eine tödliche Gefahr sein?

Pferde werden of drei- bis viermal im Jahr entwurmt beziehungsweise gegen Magen-Darm-Parasiten behandelt. Oft kommen die Wirkstoffe Ivermectin oder Moxidectinzum Einsatz, so „Anicura“, denn gegen die beiden Antiparasitika seien noch kaum Wurmresistenzen bekannt.

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Die Tiere scheiden den Wirkstoff Ivermectin über einen Zeitraum von circa vier Tagen und den Wirkstoff Moxidectin über circa acht Tage aus. Dabei beträgt die ungefähre Dosis in der Ausscheidung circa 5 bis 7 Mikrogramm pro Gramm Kot. Somit können Pferdeäpfel von 100 Gramm bereits eine so hohe Dosis enthalten, dass akute Gefahr für die Fellnasen besteht. Nimmt der Hund das Medikament in direkter Form und nicht über den Pferdekot auf, ist die Dosis natürlich noch höher und gefährlicher.

Ein schwarz-weißer Hund liegt auf dem Waldboden
Foto: unsplash+/Josh Hild (Symbolfoto)

Was ist der MDR1-Gendefekt?

Besonders Collies, Langhaarwhippets, Shetland Sheepdogs, Silken Windhounds und Australian Shepherds zählen zu den besonders gefährdeten Hunderassen. Aber auch für Deutsche Schäferhunde, English Shepherds, McNabs und einige weiteren Rassen können Pferdeäpfel zur tödlichen Gefahr werden.

Denn obwohl all diese Hunderassen äußerlich völlig gesund wirken, wurde bei ihnen durch einen Gentest der sogenannte MDR1-Gendefekt nachgewiesen. Durch diesen Fehler im Erbgut kommt es zu einer Fehlfunktion der Blut-Hirn-Schranke. Der MDR1- Gendefekt verhindert, dass bestimmte Wirkstoffe vom Blut ins Gehirn gelangen. Als Folge dessen zeigen die betroffenen Fellnasen eine Überempfindlichkeit gegenüber manchen Arzneimitteln. Dazu gehören Ivermectin und Moxidectin.

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Bei Pferden bedarf es einer zehnfachen Überdosierung, um Vergiftungserscheinungen herbeizuführen. Bei Hunden dagegen reicht schon eine vergleichsweise geringe Menge für ein Vergiftung aus.

Generell reicht bereits eine vergleichsweise kleine Menge der Wirkstoffe aus, um Hunde zu vergiften. Wenn Hunde Träger des MDR1-Gendefekts sind, kann jedoch eine Aufnahme von weniger als 20 Gramm Pferdekot bereits tödlich enden.

Pferdeäpfel als Gefahr: Wie beugst Du vor?

Ob gerade die Pferdeäpfel, die auf Deiner Gassirunde liegen, eine Gefahr darstellen und den kritischen Wirkstoff enthalten, kannst Du ihnen nicht ansehen. Auch entwurmen Pferdebesitzer ihre Tiere nicht alle zur gleichen Zeit.

Dennoch solltest Du generell verhindern, dass Dein vierbeiniger Liebling Kot frisst. Denn neben den eventuell enthaltenen Restdosen von Medikamenten kann der Kot von darmkranken Pferden auch eine große Menge an weiteren Bakterien enthalten. Und die können auch bei einer gesunden, nicht von MDR1-betroffenen Fellnase schweren Durchfall und andere Gesundheitsstörungen auslösen.

Nahaufnahme von Pferdeäpfeln
Foto: pixabay.com/fotomecky (Symbolfoto)

Wenn Dir bekannt ist, dass Pferde im Umfeld Deiner Gassirunde entwurmt werden, solltest Du dieses Gebiet für mindestens acht Tage meiden. Und achte auch danach noch darauf, dass sich Dein tierischer Freund nicht auf Misthaufen tummelt. Ein Giftködertraining und ein Maulkorb können Dir dabei helfen. An der Leine muss Dein Hund während der Brut- und Setzzeit aktuell ohnehin geführt werden.

Hund hat Pferdeapfel gefressen? – Ab zum Tierarzt

Ist der MDR1-Gendefekt bei Deiner Fellschnute nachgewiesen, solltest Du unbedingt einen Tierarzt aufsuchen, wenn er mehr als 10 Gramm pro Kilogramm seines Körpergewichts an Pferdekot gefressen hat. Wiegt Dein Hund zum Beispiel 25 Kilogramm, stellen schon 250 Gramm Pferdeäpfel eine erhebliche Gefahr dar. Auch, wenn Du Dir nicht sicher bist, wie viel Dein Hund in einem unbeobachteten Moment gefressen hat, solltest Du lieber schnell zum Tierarzt.

Generell ist aber die Aufnahme von Entwurmungsmedikamenten für Pferde für jeden Hund, unabhängig von der Rasse, gefährlich. Die Fellnase sollte daher immer unverzüglich tierärztlich vorgestellt werden.

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Das gilt übrigens auch für den Kot anderer Pflanzenfresser. Denn auch die Hinterlassenschaften von Schafen, Ziegen, Alpakas oder Rindern können Restdosen von Entwurmungspräparaten oder anderen Medikamenten enthalten und damit Deinem wuffenden Liebling schaden. Daher solltest Du immer ein Auge auf Deinen vierbeinigen Begleiter haben. Denn nichts wäre schlimmer, als wenn ein schöner gemeinsamer Spaziergang in der Tierklinik enden würde.

Wichtiger Hinweis

Unsere Ratgeber ersetzen nicht die veterinärmedizinische Beratung bei Deinem Tierarzt. Sie dienen lediglich der Information und sollen einen Überblick über Krankheiten, Verletzungen und deren Behandlung liefern. Wenn Dein Tier Symptome zeigt, die auf Verletzungen, Krankheiten oder Unwohlsein hinweisen, solltest Du unbedingt eine Tierarztpraxis oder eine Tierklinik aufsuchen.

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