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Sind Glöckchen-Halsbänder schlecht für Katzen?

Glöckchen am Halsband sollen Vögel vor Katzen schützen – doch Experten warnen: Die Wirkung ist fraglich, das Risiko für Katzen hoch. Warum die beliebte Methode kaum nützt und was Tierfreunde stattdessen tun können.

Hauskatzen sind äußerst effektive Jäger – besonders für Jungvögel wird der Frühling deshalb schnell zur Gefahr. Um die heimische Vogelwelt zu schützen, greifen manche Halter zu einer scheinbar einfachen Lösung: Ein Glöckchen am Halsband der Katze soll Beutetiere rechtzeitig warnen. Doch ist diese Methode tatsächlich sinnvoll? Oder birgt sie sogar mehr Risiken als Nutzen?

Tierschutzorganisationen, Biologen und auch Tierärzte setzen sich seit Jahren mit dem Thema auseinander. Ihre Einschätzung fällt klar aus: Glöckchen-Halsbänder können für Katzen gefährlich werden – und schützen Vögel kaum. Stattdessen gibt es wirksamere und tierfreundlichere Alternativen.

Warum Glöckchen-Halsbänder bei Katzen kaum nützen

Das Prinzip klingt logisch: Ein kleines Glöckchen am Halsband soll Vögel rechtzeitig alarmieren, wenn sich eine Katze nähert. Doch gerade im Frühjahr, wenn viele Jungvögel noch flugunerfahren und am Boden unterwegs sind, ist diese Methode wenig effektiv. Der Deutsche Tierschutzbund erklärt: Die Glöckchen helfen dem hilflosen Vogelnachwuchs kaum. Denn dieser kann in vielen Fällen gar nicht mehr rechtzeitig fliehen – selbst wenn er das Geräusch wahrnimmt, berichtet die „Rheinische Post“.

Zudem sei das Jagdverhalten von Katzen grundsätzlich nicht auf lautlose Verfolgung ausgelegt, wie etwa bei einem Wolf. Stattdessen sind Katzen Lauer- und Sprungjäger. Sie verstecken sich in Deckung, warten auf den perfekten Moment und schlagen dann blitzschnell zu. Selbst ein klingelndes Halsband reicht bei dieser Taktik oft nicht aus, um potenzielle Beute zu warnen. Der Effekt des Glöckchens zum Wildtierschutz werde somit oft überschätzt.

Verletzungsgefahr für die Katze

Glöckchen-Halsbänder schützen Vögel also eher unzureichend. Und für Katzen kann das Halsband ein Risiko darstellen. Die größte Gefahr: Das Tier kann beim Klettern und Spielen hängen bleiben – etwa an Ästen, Zäunen oder Gitterstrukturen. Dabei besteht die akute Gefahr von Quetschungen, Einschnürungen oder im schlimmsten Fall sogar Strangulation.

Allerdings haben verschiedene Befragungen ergeben, dass weniger als ein Prozent der Freigänger-Katzen sich aufgrund ihres Halsbands verletzt haben oder im Zusammenhang mit dem Tragen gestorben sind. Das Risiko von Halsbandverletzungen scheint geringer zu sein als die Furcht davor vermuten lässt.

Schwarze Katze mit Glocke am Halsband sitzt draußen auf einer Treppe.
Foto: unsplash.com/Danielle-Claude Bélanger (Symbolfoto)

Dennoch warnt Deutsche Tierschutzbund davor, dass Katzen beim Putzen eine Pfote durch das Halsband schieben können. In solchen Fällen kann es zu schmerzhaften Verletzungen der Achselhöhle kommen. Auch Schmuckhalsbänder mit oder ohne Glöckchen oder Flohhalsbänder sind davon betroffen. Zur Parasitenabwehr können zum Beispiel Spot-on-Präparate verwendet werden, die ein Flohhalsband ersetzen.

Ein sicheres Halsband allein genügt nicht. Der Tierschutzbund empfiehlt: Katzen per Mikrochip unverwechselbar zu kennzeichnen und im Haustierregister zu registrieren.

Was Studien über Glöckchen wirklich sagen

Einige internationale Studien legen nahe, dass Glöckchen an Katzenhalsbändern die Jagderfolge von Freigängern tatsächlich reduzieren können. Dieser Rückgang ist aus Sicht des Artenschutzes durchaus positiv zu bewerten. Die Verletzungsgefahr und die Störung der natürlichen Jagdinstinkte der Katze bleiben jedoch bestehen.

Rachel Malakani, Tiermedizinerin in Ausbildung, weist zwar darauf hin, dass der Geräuschpegel von Glöckchen (rund 50–60 dB) unterhalb kritischer Schmerzschwellen für Katzen liegt – dennoch reagieren besonders ängstliche Tiere empfindlich auf das ständige Klingeln, berichtet „McGill“.

Spezielle Produkte wie knallbunte Stoffkragen, die die Samtpfoten auf ihren Streifzügen tragen können, zeigen vergleichbare Effekte, insbesondere bei Vögeln mit gutem Farbsehen. Doch auch sie könnten das Risiko bergen, mit ihnen hängen zu bleiben.

So schützt Du Vögel vor Deiner Katze

Um Jungvögel zu schützen, gibt es andere Strategien. So rät der Deutsche Tierschutzbund dazu, Katzen im Frühjahr – primär von April bis Juni – nicht in den frühen Morgenstunden hinauszulassen. Zu dieser Zeit sind viele Jungvögel aktiv, sitzen hilflos am Boden und sind besonders verletzlich.

Katze lauert.
Foto: unsplash.com/Piotr Musioł

Im Garten können Halter selbst aktiv werden: Baumstämme, in denen sich Vogelnester befinden, lassen sich mit rund 50 Zentimeter breiten Manschetten aus Plastik oder Blech versehen, um die Katzen am Hochklettern zu hindern. Tränken und Futterhäuser sollten möglichst freistehend und gut einsehbar positioniert werden – weit entfernt von Büschen oder Verstecken, aus denen Katzen herausspringen könnten.

Langfristig entscheidend ist auch die Kastration von Freigängerkatzen. Denn herrenlose und unkastrierte Tiere sind für Wildtiere das weitaus größere Risiko. Nur durch verantwortungsvolle Haltung lässt sich der Bestand kontrollieren und die Belastung für heimische Vogelpopulationen nachhaltig verringern.

Sollte Deine Katze ein Glöckchen-Halsband tragen?

Glöckchen am Katzenhalsband mögen gut gemeint sein – doch sie sind weder eine verlässliche Maßnahme zum Vogelschutz noch eine hundertprozentig sichere Lösung für das Tier. Die Risiken für die Katze überwiegen für viele, während der Nutzen begrenzt ist.

Wer wirklich etwas für Vögel tun will, sollte andere Wege wählen: angepasste Freigangszeiten, sichere Gartengestaltung und laut Tierschützern vor allem – keine Halsbänder.

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