Megaösophagus ist keine einzelne Krankheit, sondern eine Funktionsstörung der Speiseröhre. Diese erweitert sich stellenweise ballonartig und verliert ihre Beweglichkeit, sodass Futter nicht zuverlässig in den Magen gelangen kann. Stattdessen bleibt es in der Speiseröhre liegen und wird irgendwann passiv wieder hervorgewürgt – Fachleute sprechen von Regurgitation.
Die Folgen sind oft gravierend: Hunde nehmen nicht genug Nährstoffe auf, magern ab und sind anfällig für gefährliche Lungenentzündungen durch eingeatmete Nahrung. Manche Rassen wie Schäferhunde oder Doggen scheinen besonders anfällig zu sein. Doch eine frühzeitige Diagnose und eine angepasste Fütterung mit einem speziellen Stuhl können das Leben der Tiere deutlich erleichtern.
So äußert sich ein Megaösophagus beim Hund
Das häufigste Symptom ist Regurgitation, ein passives Hervorfließen von Nahrung oder Wasser. Anders als beim Erbrechen fehlen Würgereiz oder Bauchpressen, die Speiseröhre entleert sich ohne Vorwarnung.
Manche Hunde wirken ständig hungrig, verweigern aber Futter, weil sie das Schlucken mit Husten und Unwohlsein verbinden, erklären die Ärzte der US-Tierklinik „VCA Animal Hospitals“.
Neben dem Hervorwürgen zeigen betroffene Tiere oft starken Mundgeruch, weil das aufgenommene Futter in dem erweiterten Bereich der Speiseröhre liegen bleibt und dort verfault. Gewichtsverlust und wiederholte Atemwegsprobleme sind ebenfalls typische Symptome für einen Megaösophagus.
Eine besonders ernste Komplikation ist die Aspirationspneumonie: Gelangt Futter oder Flüssigkeit in die Lunge, kann das zu Husten, Fieber, schwerer Atemnot und einer Entzündung führen. Ohne Behandlung verläuft diese Form der Lungenentzündung oft tödlich für den Hund.
Das sind die Ursachen für Megaösophagus
Fachleute unterscheiden zwischen angeborenem und erworbenem Megaösophagus. Bei Welpen mit angeborenem Megaösophagus treten die Symptome meist kurz nach dem Absetzen von der Muttermilch und mit Beginn der Aufnahme von festem Futter auf. Bestimmte Rassen wie Dackel, Schnauzer oder Deutsche Schäferhunde sind nachweislich häufiger betroffen als andere.
Erworbener Megaösophagus kann dagegen in jedem Alter auftreten. Auslöser können Nerven- oder Muskelerkrankungen wie Myasthenia gravis sein. Auch hormonelle Störungen wie Morbus Addison, Vergiftungen oder Tumore im Brustbereich können zu einer Funktionsstörung der Speiseröhre beim Hund führen. In vielen Fällen bleibt die genaue Ursache jedoch ungeklärt.
Wie Tierärzte die Diagnose stellen
Der Verdacht auf Megaösophagus ergibt sich meist durch die typische Regurgitation. Auf Röntgenaufnahmen ist die erweiterte Speiseröhre oft deutlich zu erkennen, manchmal wird ein Kontrastmittel beim Röntgen eingesetzt. Zudem suchen Tierärzte gezielt nach möglichen Grunderkrankungen, etwa über Blutuntersuchungen oder spezielle Antikörpertests bei Verdacht auf Myasthenia gravis.
Zusätzliche Untersuchungen wie Endoskopie oder Ultraschall können notwendig sein, um eine Verengung, einen Fremdkörper oder Gefäßmissbildungen auszuschließen. Wichtig ist außerdem, die Lunge zu kontrollieren: Anzeichen einer Aspirationspneumonie verändern nicht nur das Röntgenbild, sondern müssen auch sofort behandelt werden.
Therapie: Warum Füttern im Stehen entscheidend ist
Eine Heilung des Megaösophagus ist selten möglich, doch viele Hunde können mit Anpassungen weiterleben. Das wichtigste Mittel ist dabei die richtige Fütterung. Weil die Speiseröhre Futter und Wasser nicht mehr eigenständig in den Magen transportieren kann, müssen die Fellnasen in aufrechter Position fressen, damit die Schwerkraft den Transport unterstützt. Dazu eignet sich ein spezieller „Bailey Chair“, der den Hund sicher stehen beziehungsweise sitzen lässt.
Nach jeder Mahlzeit sollten Hunde zwischen 15 und 30 Minuten aufrecht sitzen bleiben, damit die Nahrung zuverlässig in den Magen abrutschen kann. Viele Tierärzte empfehlen außerdem, Futter in kleinen Portionen zu reichen und die Konsistenz auszuprobieren.
Manche Tiere vertragen püriertes Nassfutter besser, andere profitieren von kleinen, festen Futterbällchen. Ziel ist stets, eine Regurgitation zu vermeiden.
Medikamente und Prognose
In Einzelfällen können Medikamente die Symptome lindern. Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigte, dass Viagra die Beweglichkeit der Speiseröhre bei Welpen mit angeborenem Megaösophagus verbessern und die Häufigkeit der Regurgitation mindern kann. Liegt eine andere Grunderkrankung vor, muss diese gezielt behandelt werden, beispielsweise mit Hormonpräparaten bei Morbus Addison oder einer Immuntherapie bei Myasthenia gravis.
Doch auch dann normalisiert sich die Speiseröhre oft nicht vollständig. Die Prognose gilt insgesamt als vorsichtig. Viele Hunde leiden trotz Anpassungen unter wiederkehrenden Lungenentzündungen oder Mangelernährung. Dennoch können Tiere mit leichteren Verlaufsformen bei konsequenter aufrechter Fütterung im speziellen Stuhl lange Zeit ein gutes Leben führen. Entscheidend sind eine frühe Diagnose, engmaschige tierärztliche Betreuung und Geduld der Halter.
Welche Hunderassen besonders gefährdet sind
Bestimmte Rassen gelten übrigens als besonders anfällig für einen angeborenen Megaösophagus. Dazu gehören unter anderem Deutsche Schäferhunde, Doggen, Neufundländer, Irische Setter, Shar-Peis und Windhunde. Auch Terrier wie der Drahthaar-Foxterrier sowie Zwergschnauzer sind häufiger von der Erkrankung betroffen.

Die genetische Komponente spielt bei diesen Tieren eine große Rolle. Schon im Welpenalter können erste Symptome wie Wachstumsstörungen oder häufiges Hervorwürgen auftreten. Züchter und Halter solcher Rassen sollten daher besonders aufmerksam sein. Eine frühe Abklärung beim Tierarzt kann helfen, Komplikationen wie Lungenentzündungen zu vermeiden und die Ernährung rechtzeitig anzupassen.




