Mitmachen kann jeder, der eine Katze besitzt, das ist die Grundidee des „Citizen-Science-Projekts“ der Ruhr-Universität Bochum. Gemeinsam mit Forschungsteams aus Italien, der Türkei und Kanada wollen Neurowissenschaftler herausfinden, was die Körpersprache von Katzen über ihr Verhalten und ihre Gehirnaktivität verrät.
Gefragt sind kurze Videos, die Katzenbesitzer selbst aufnehmen. Wenn Deine Katze mal wieder schläft, Dich oder Artgenossen begrüßt oder mit einem Futterspielzeug herumtollt, solltest Du die Handykamera draufhalten. Wer teilnehmen möchte, füllt zuvor einen Fragebogen über das Tier und die Mensch-Katze-Beziehung aus. Die Videos helfen, wissenschaftliche Hypothesen außerhalb des Labors zu überprüfen.
Warum Katzen schwer ins Labor zu bekommen sind
Während Hunde sich relativ einfach in Laborsituationen testen lassen, gelten Katzen als zu eigenständig für kontrollierte Bedingungen. Deshalb setzen die Forschenden auf einen „Citizen-Science-Ansatz“: Katzenhalter filmen ihre Tiere in vertrauter Umgebung und tragen so direkt zur Datensammlung bei. Die Teilnahme ist unkompliziert. Alle Informationen stellen die Forschenden auf einer Website zur Verfügung.
Diese Methode ermöglicht es, natürliches Verhalten zu erfassen, das im Labor kaum beobachtbar wäre. Laut Projektleiter Patrick Reinhardt haben sich bereits über 500 Katzenbesitzer aus Deutschland gemeldet. Auch aus Italien, der Türkei und Kanada wurden bereits Videos eingesendet. Gefragt sind Szenen aus drei konkreten Situationen: Begrüßung mit Schwanzhaltung, Nutzung der Pfoten zur Futterbeschaffung und die Schlafposition der Tiere.
Forscher studieren Körpersprache anhand von Cat Content
Besonders interessiert sind die Forscher an der sogenannten Pfotenpräferenz: Ist eine Katze eher Rechts- oder Linkspfoter? Mithilfe einfacher Hilfsmittel wie einer präparierten Klopapierrolle mit Leckerli können Halter herausfinden, welche Pfote bevorzugt eingesetzt wird, um an das Futter zu kommen. Dies könnte Hinweise auf bestimmte Muster im Verhalten und in der Hirnaktivität geben.
Auch die Schlaflage der Katzen ist ein Forschungsthema, berichtet der „Spiegel“. Erste Hinweise aus YouTube-Videos legen nahe, dass viele Tiere bevorzugt auf der linken Seite schlafen. Die Forschenden vermuten dahinter einen evolutionären Vorteil: Katzen, die links liegen, hätten beim Aufwachen ein freies linkes Sichtfeld – was über die rechte Hirnhälfte verarbeitet wird. Diese sei besonders gut darin, potenzielle Gefahren oder Beute zu erkennen.
Tausende Katzenvideos eingesandt
Die Bereitschaft, der Wissenschaft zu helfen, ist enorm: Rund 2.500 Katzenvideos hat die Uni in nur wenigen Tagen erhalten. Weil das Interesse so groß ist, sollen Katzeneltern auch in den kommenden Monaten noch Videos einreichen können. Mit ersten Ergebnissen rechnen die Forschenden dem „SR“ zufolge in einem Jahr.



