Trockenfutter ist für viele Hundebesitzer die erste Wahl: Es ist günstig, einfach zu lagern und bequem zu dosieren. Doch ein Blick auf die Inhaltsstoffe zeigt, dass nicht jedes Futter hält, was die Verpackung verspricht. Besonders als „sensitiv“ vermarktete Produkte stehen im Verdacht, mehr Marketing als Nutzen zu bieten.
Ein aktueller Test von „Stiftung Warentest“ nahm 24 Trockenfutter genauer unter die Lupe. Dabei wurden nicht nur Nährstoffgehalte analysiert, sondern auch die Fütterungsempfehlungen und Werbeaussagen kritisch geprüft. Während einige Eigenmarken mit guter Qualität und günstigem Preis überzeugen, fallen andere durch gravierende Mängel auf.
Sensitiv-Futter: Viel Versprechen, wenig dahinter
Fünf getestete Futtermittel werben prominent mit „sensitiv“ – doch dafür gibt es rechtlich keine klare Definition. Die Hersteller vermitteln den Eindruck, ihre Produkte seien besonders gut verträglich oder für Hunde mit Unverträglichkeiten geeignet. In Wahrheit gelten bei der Herstellung dieselben Anforderungen wie für Standardfutter, was die Versprechungen relativiert, erklärt „Stiftung Warentest“.
Die Laboranalyse zeigt, dass die tatsächliche Verdaulichkeit häufig nicht besser ist als bei konventionellen Produkten. Beispielsweise erreichte das Produkt „JosiDog“ nur eine Eiweißverdaulichkeit von 81 Prozent – ein Durchschnittswert. Auch „Zooroyal Monoprotein“ fiel negativ auf: Trotz Namensgebung und dem Versprechen, nur ein tierisches Protein zu verwenden, fanden sich DNA-Spuren mehrerer Tierarten im Futter.
Falsche Deklarationen und fragwürdige Angaben
Zahlreiche Hersteller patzen zudem bei der Kennzeichnung. Zwölf Futtermittel, darunter alle „sensitiven“, wurden wegen irreführender oder unvollständiger Deklaration im Trockenfutter-Test abgewertet. Oft fehlen klare Angaben für verschiedene Gewichtsklassen oder es wird mit Gesundheitsversprechen geworben, die laut Gesetz Diätfuttern vorbehalten sein müssten. Denn für diese gelten tatsächlich besondere Standards.
Ein Beispiel: Das Futter „LuckyDog“ von Penny erfüllt nicht einmal die grundlegenden Anforderungen an die Nährstoffversorgung. Sowohl Vitamin A als auch Methionin, beide essenziell für Sehkraft, Immunsystem und Haut, sind zu knapp bemessen. Auch Produkte von „Josera Adult“, „Fressnapf Real Nature“, „Crave“ oder „Markus-Mühle“ liefern zu geringe oder unspezifizierte Fütterungsempfehlungen.
Preis-Leistungs-Sieger: Gutes Trockenfutter muss nicht teuer sein
Positiv im Test überraschten vor allem günstige Handelsmarken. Testsieger ist das Trockenfutter „4Paws Sunny Hills“ vom Edeka-Verbund mit der Note „Sehr gut (1,3)“. Es schnitt in allen Disziplinen sehr gut ab, ist ernährungsphysiologisch ausgewogen und enthält keine unerwünschten Stoffe. Eine Tagesration kostet gerade einmal 70 Cent für einen mittelgroßen Hund.
Platz Zwei im Test belegt das „Lidl“-Produkt „Orlando Gourmet High Premium Nuggets“ mit der Note „Gut“ (1,8). Die Tagesration kostet nur 25 Cent. Genauso günstig ist das „Pablo-Futter“ von „Netto Marken-Discount“ (Note „Gut“ (1,9)), das Platz Drei belegt. Auch „Rossmann“, „Zooroyal“ und „dm“ bieten „gut“ bewertete Produkte an. Bio-Futter wie das von „Defu“ punktet zusätzlich beim Umweltschutz, schlägt jedoch mit deutlich höheren Kosten zu Buche – hier zahlen Halter bis zu 1,34 Euro täglich.
Zucker, Kräuter und andere fragwürdige Zutaten
Zucker hat in Hundefutter nichts verloren – doch Kauflands „Saftige Ringe“ enthalten als einziges getestetes Produkt zugesetzten Zucker und weisen mit 5,9 Prozent auch den höchsten Gesamtzuckergehalt auf. Der Zucker dient meist der Bräunung des Futters, steht jedoch im Verdacht, langfristig die Gesundheit der Fellnasen zu beeinträchtigen.

Auch Kräuter und Gewürze in Hundefutter sollten kritisch betrachtet werden. Laut Tierärzten seien deren Wirkungen auf Hunde kaum erforscht und könnten bei empfindlichen Tieren eher Schaden als Nutzen bringen. Nur weil ein Bestandteil „natürlich“ ist, bedeutet das nicht automatisch, dass er gut für das Tier ist, stellen die Tester klar.
Wann ist ein Hund wirklich sensibel?
Nicht jedes Magen-Darm-Problem ist auf das Futter zurückzuführen. Laut Fachtierärztin Susan Kröger kann auch Stress zu Symptomen führen. Zeigt der Hund auffälligen Kot, Blähungen, Hautprobleme oder Erbrechen, sollte zunächst jegliches Beifutter gestrichen und das Hauptfutter zwei bis vier Wochen isoliert gegeben werden.
Treten die Beschwerden weiterhin auf, hilft ein Ernährungstagebuch, um Muster zu erkennen. Eine tierärztlich begleitete Ausschlussdiät mit anschließender Provokation kann Klarheit bringen. Bluttests sind laut Kröger wenig aussagekräftig. Für echte Unverträglichkeiten eignen sich nur speziell ausgewiesene Diätfutter, nicht sensitiv beworbene Produkte.
Unsere Ratgeber ersetzen nicht die veterinärmedizinische Beratung bei Deinem Tierarzt. Sie dienen lediglich der Information und sollen einen Überblick über Krankheiten, Verletzungen und deren Behandlung liefern. Wenn Dein Tier Symptome zeigt, die auf Verletzungen, Krankheiten oder Unwohlsein hinweisen, solltest Du unbedingt eine Tierarztpraxis oder eine Tierklinik aufsuchen.




