Viele Familien entschieden sich in der Pandemie für einen Welpen, in der Hoffnung auf mehr Nähe, Ablenkung und gute Laune im Haushalt. Tatsächlich brachten die Hunde Trost, gerade in Zeiten von Isolation und Stress. Doch die Realität war häufig herausfordernder, als viele zuvor dachten.
Die aktuelle Studie aus England macht deutlich, dass Freude und Belastung in der Hundehaltung eng beieinander liegen. Besonders auffällig: Fast ausschließlich Frauen übernehmen die tägliche Betreuung der Tiere. Damit entsteht zusätzlicher Druck in einem Alltag, der ohnehin schon stark von Care-Arbeit geprägt ist.
Frauen tragen fast die gesamte Verantwortung
Die Studie, bei der 382 Erwachsene und 216 Kinder aus Haushalten mit Hunden befragt wurden, macht deutlich: In fast allen Familien sind es die Frauen, die sich um die Hunde kümmern. Ganze 96 Prozent der Hauptverantwortung für Füttern, Spaziergänge und Pflege tragen erwachsene weibliche Personen. Neben Haushalt, Kinderbetreuung und Beruf kommt so eine weitere zeitintensive Aufgabe hinzu, die nicht selten zur Überforderung führt, berichtet „news-medical“.
Fachleute warnen, dass diese Ungleichverteilung den mentalen Druck auf Frauen erheblich erhöhen kann. Denn Care-Arbeit wird traditionell bereits stark von ihnen getragen. Kommt nun auch noch ein Hund hinzu, verstärkt sich der sogenannte „Mental Load“ deutlich – eine Mehrfachbelastung, die langfristig an die Grenzen der Belastbarkeit führen kann.
Hundehaltung: Zwischen Trost und Stress
Für Kinder und Eltern wurden die Hunde laut Studie zu wichtigen Gefährten. Sie boten Nähe, Trost und schufen gemeinsame Erlebnisse. Vor allem in Zeiten von Lockdowns half das Gassi-Gehen, den Alltag zu strukturieren und Abwechslung in die Familien zu bringen. Viele Eltern berichteten, dass die Tiere eine emotionale Stütze waren, die gerade den Kindern guttat.

Doch nicht alle Erfahrungen waren positiv. 37 Prozent der Befragten empfand das Leben mit dem neuen Vierbeiner, häufig ein Welpe, als deutlich anstrengender als gedacht. Vor allem das ständige Beaufsichtigen der Fellnase und unerwartete, oder problematische Verhaltensweisen wie Zwicken oder Beißen belasteten den Alltag erheblich. Statt Erholung entstand so für viele zusätzlicher Stress.
Kinder helfen weniger als erhofft bei der Hundebetreuung
Mehr als 20 Prozent der Eltern hofften, dass ihre Kinder bei der Betreuung des Hundes aktiv mithelfen würden. Doch diese Erwartung erfüllte sich oft nicht. Abgesehen vom Füttern übernahmen Kinder nur selten Aufgaben wie Gassi-Gehen oder Fellpflege. Statt Entlastung blieb der Hauptteil der Verantwortung weiter bei den Müttern, die sich mit der Aufgabe zunehmend alleingelassen fühlten.
Teilweise äußerten Kinder sogar Enttäuschung über das Verhalten ihres Hundes. Sie störten sich daran, wenn er ständig Aufmerksamkeit einforderte oder anderen Familienmitgliedern mehr Zuneigung schenkte. Manche reagierten eifersüchtig oder frustriert, was zusätzliche Spannungen im Familienalltag verursachte. Der Hund wurde so nicht immer als Bereicherung empfunden.
Sicherheit bleibt eine Daueraufgabe
Neben Versorgung und Erziehung stand für viele Mütter auch die Sicherheit im Vordergrund. Die Studie zeigt, dass Kinder häufig riskante Verhaltensweisen zeigten, etwa Umarmen, Küssen oder das Spielen mit dem Hund während der Mahlzeiten. Solche Situationen erhöhen nicht nur den Stress in der Familie, sondern auch das Risiko für Bissunfälle und erfordern eine ständige Aufsicht durch die Erziehungsberechtigten.

Das Gefühl, immer ein Auge auf Hund und Kind haben zu müssen, empfanden viele Frauen als besonders belastend. Die Verantwortung, gefährliche Situationen zu verhindern, lag fast ausschließlich bei ihnen. Experten raten deshalb, Kinder frühzeitig für den sicheren Umgang mit Hunden zu sensibilisieren und klare Regeln im Alltag einzuführen.
Wenn Familien an ihre Grenzen stoßen
Jeder 17. Halter gab sogar an, zeitweise überlegt zu haben, den Hund wieder abzugeben. Besonders Erstbesitzer hatten den Aufwand unterschätzt und berichteten von Schwierigkeiten, Aufgaben innerhalb der Familie fair zu verteilen. In Kombination mit problematischem Verhalten der Tiere führte das zu Überlastung und zu dem Gefühl, der Situation nicht mehr gewachsen zu sein.
Die Forschenden vom „Royal Veterinary College“ in London betonen, dass realistische Erwartungen vor der Anschaffung entscheidend sind. Wer weiß, wie viel Zeit und Energie ein Hund tatsächlich erfordert, kann Aufgaben besser aufteilen. Nur wenn alle Familienmitglieder Verantwortung übernehmen, lassen sich Überforderung und Enttäuschung vermeiden und die Bindung zum Tier langfristig stärken.
Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich: Hunde können das Familienleben bereichern – doch sie bringen auch große Verantwortung mit sich. Da Frauen in nahezu allen Fällen die Hauptlast tragen, entsteht eine deutliche Schieflage. Eine gerechtere Aufgabenverteilung ist entscheidend, um Überlastung zu vermeiden und Hund und Haltern ein gutes Leben zu ermöglichen.




