Wer mit einem Hund zusammenlebt, kennt diese Momente: Wenn die Fellnase schelmisch einen Schuh entführt oder stolz mit einem Stock davonrennt, wirkt das, als wolle sie uns zum Lachen bringen. Doch empfinden Hunde tatsächlich Humor – oder ist das reiner Zufall?
Schon Charles Darwin war überzeugt, dass Tiere eine Art von Scherzverständnis besitzen. Und moderne Forschung stützt diese Idee zunehmend: Hunde zeigen nicht nur Lebensfreude, sondern auch Verhaltensweisen, die einem tierischen Sinn für Witz sehr nahekommen.
Wenn der Hund plötzlich zum Clown wird
Ob wildes Herumrennen, übertriebene Gesten oder ein schelmischer Blick – viele Hundehalter kennen diese Momente, in denen ihre Vierbeiner scheinbar ganz bewusst den Spaßfaktor steigern. Schon Charles Darwin beobachtete, dass Hunde beim Spielen absichtlich kleine Streiche machen, etwa dann, wenn sie mit einem Stock weglaufen, um ihren Menschen zu necken, erklärt der „American Kennel Club“.
Diese spielerische Täuschung, so Darwin, sei ein Hinweis auf Humor im tierischen Sinne. Auch moderne Verhaltensforscher wie Marc Beckoff bestätigen, dass sich Hunde im Spiel humorvoll verhalten können. Wenn sie ausgelassen durch den Garten toben, ein Spielzeug vergraben oder mit einem schelmischen Blick davon sprinten, steckt oft mehr dahinter als bloße Bewegungslust. Laut Beckoff sei dieses Verhalten ein Ausdruck sozialer Intelligenz.

Können Hunde lachen?
Dass unsere Fellnasen gerne spielen, steht außer Frage. Doch können Hunde dabei wirklich lachen? Der österreichische Zoologe Konrad Lorenz beschrieb bereits in den 1950er-Jahren das „lachende Hecheln“: eine Mischung aus geöffnetem Maul, herausgestreckter Zunge und rhythmischem Atmen. Für ihn war das ein Ausdruck von Lebensfreude, fast so, als würde der Hund lächeln.
Tatsächlich haben Forschende wie Patricia Simonet vom „Animal Behavior Center“ in den USA ein spezielles „Spiel-Hecheln“ analysiert. Mithilfe von Tonaufnahmen stellten sie fest: Das „Hundelachen“ unterscheidet sich akustisch von normalem Hecheln. Wenn andere Hunde diese Laute hören, reagieren sie mit Wedeln, Spielverbeugung oder wilden Rennrunden. Offenbar wirkt dieses Geräusch ansteckend – ähnlich wie menschliches Lachen.
Haben Hunde Humor oder wollen sie nur Aufmerksamkeit?
Nicht alle Fachleute wollen vom „Hund mit Humor“ sprechen. Die Zürcher Zoologin und Verhaltenstherapeutin Sonja Doll Hadorn betont, dass viele übermütige Aktionen schlicht Aufmerksamkeit erzeugen sollen. Wenn ein Retriever plötzlich ulkig durch den Park rennt oder ein Terrier absichtlich ein Spielzeug entführt, könnte das eine Strategie sein, um den Menschen zu aktivieren und Lob oder Streicheleinheiten zu bekommen, heißt es im Schweizer Magazin „TierWelt“.
Doch auch Doll Hadorn räumt ein: Viele Hunde scheinen Spaß daran zu haben, uns zum Lachen zu bringen. Manche Fellnasen haben gelernt, dass ihre Albernheiten Reaktionen hervorrufen. Und genau das – die bewusste Nutzung sozialer Signale, um Freude zu erzeugen – ist vielleicht schon der Beginn einer echten Form von Humor.

Scherzkekse auf vier Pfoten
Besonders verspielt gelten Rassen wie Irish Setter, Golden Retriever oder Shetland Sheepdog. Sie zeigen häufiger typische „Humor-Gesten“: das Grinsen beim Wiedersehen, die übertriebene Spielaufforderung oder das neckische Versteckspiel mit Gegenständen. Einige Hunde scheinen sogar absichtlich komisch zu wirken, etwa, wenn sie sich auf dem Rücken durch die Wohnung rollen oder ihren Haltern die Schuhe klauen.
Ob all das echter Humor ist oder nur Ausdruck von Spielfreude, bleibt offen. Sicher ist: Hunde sind soziale Wesen mit erstaunlicher Empathie und Lernfähigkeit. Sie spüren, was uns zum Lachen bringt und genießen die gemeinsame Freude. Vielleicht ist genau das ihre Form von Humor: ein gelebter Ausdruck von Verbundenheit.



