- neues Diät-Implantat für Haustiere in den USA
- erste Tests an Katzen zeigten 5 % Gewichtsverlust in 112 Tagen
- großer Markt: Mehr als die Hälfte der Tiere in USA und Deutschland übergewichtig
- hohe Kosten: 900 bis 1.350 US-Dollar pro Monat
- noch nicht in Deutschland zugelassen
- Tierärzte raten zu herkömmlichen Abnehmmethoden wie mehr Bewegung
Der Hype um die Abnehm-Spritzen Ozempic, Wegovy und Zepbound sorgte bei den US-Herstellern „Eli Lilly“ und „Novo Nordisk“ weltweit für ein Milliardengeschäft. Auch hierzulande verzeichneten die Abnehmspritzen seit 2023 einen starken Nachfrageanstieg mit entsprechender medialer Begleitung. Kritisiert wurde, dass Diabetiker ihre lebensnotwendigen Medikamenten nicht bekamen, da die hohe Nachfrage zu Lieferengpässen führte. Zwei US-Pharmaunternehmen setzen nun auf eine gänzlich andere Zielgruppe: Statt dicke Zweibeiner geraten ihre übergewichtigen Haustiere ins Visier.
Ein gewaltiger Markt, denn in den USA gelten über 61 Prozent aller schnurrenden und 59 Prozent aller wuffenden Mitbewohner entweder als übergewichtig oder sogar fettleibig. Das ergab jedenfalls eine Umfrage der „Association for Pet Obesity Preventation“ aus dem Jahre 2022.
Gemeinsam entwickelten die Pharmaunternehmen „Okava Pharmaceuticals“ und „Vivani Medical“ nun ein Diät-Implantat zur Verabreichung von GLP-1-Medikamenten, wie „Bloomberg“ berichtet. Bei diesen Medikamenten handelt es sich um eine Gruppe von Arzneimitteln, die ursprünglich zur Behandlung von Diabetes Typ 2, jetzt aber auch vermehrt zur Gewichtsreduzierung eingesetzt werden. Sie funktionieren, indem sie die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 nachahmen, das bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels und des Appetits eine entscheidende Rolle spielt.
Diät-Implantate für übergewichtige Haustiere
Die Idee dahinter ist, dass ein Diät-Implantat die gleiche kontinuierliche Menge an GLP-1 Medikamenten abgibt, wie Menschen sie durch regelmäßige Injektionen erhalten. Die beiden Pharma-Start-ups haben bereits erfolgreich eine erste Pilotstudie bei Katzen abgeschlossen. Die Implantatbehandlung half den Katzen immerhin dazu, innerhalb von 112 Tagen 5 Prozent ihres Körpergewichts zu verlieren. Die Studie sollte zunächst überprüfen, ob das Medikament durch das Implantat gut freigesetzt werden, so „Okava“-Geschäftsführer Michael Klotsman.
Doch mit medikamentenbasierter Gewichtsreduzierung stehen „Okava Pharmaceuticals“ und „Vivani Medical“ in den USA nicht alleine da. Der US-Tierfutterhersteller „Better Choice“ kaufte bereits im Februar 2024 die kanadische Firma „Aimia Pet Healthco“, um mit deren Hilfe Medikamente zur Gewichtsreduzierung bei Haustieren zu entwickeln. Diese sollen dann die proteinbasierten Produkte des Futterherstellers ergänzen.
Für Michael Young, Vorsitzender von „Better Choice“ ein logischer Schritt. Gegenüber der internationalen Nachrichtengruppe „Bloomberg“ sagte der Manager: „Die Leute geben fast alles für ihr Tier aus.“
So teuer werden Abnahm-Medikamente für Haustiere
Doch die Medikamente haben auch eine hohen Preis, den sich nicht jeder Tierhalter leisten kann: Die „Association for Pet Obesity Prevention“ rechnet mit Kosten in Höhe von durchschnittlich zwischen 900 und 1.350 US-Dollar pro Monat – ohne Berücksichtigung von Versicherungsübernahmen.
In Zusammenhang mit der Krankheit Diabetes bei Menschen liegen die jährlichen Ausgaben in den USA bei circa 412 Milliarden US-Dollar. Die Hemmschwelle von Menschen, ein Medikament, das sie selbst erfolgreich einnehmen, auch ihrem fettleibigen Haustier per Diät-Implantat zu verabreichen, dürfte gering sein, so „Bloomberg“. Laut einer Umfrage nehmen bereits 6 Prozent der US-Amerikaner selbst ein Abnehm-Medikament ein. 11,6 Prozent der Gesamtbevölkerung hat Diabetes.

Abnehm-Medikamente für Tiere bald in Deutschland?
So viel besser hinsichtlich übergewichtiger, tierischer Mitbewohner ist die Situation bei uns in Deutschland nicht. Der „Ludwig-Maximilians-Universität“ in München und „Vetline“ zufolge ist rund jedes zweite Haustier übergewichtig. Die Folgen: ein erhöhtes Risiko für Diabetes, Gelenkerkrankungen wie Arthrose und eine verkürzte Lebenserwartung. Das Problem: Halter erkennen oft nicht, dass ihr Tier übergewichtig ist.
Jedoch gibt es in Deutschland (noch) keine allgemein zugelassenen GLP-1 Medikamente oder sogar ein Diät-Implantat zur Gewichtsreduzierung bei unseren tierischen Freunden. Einige pharmazeutische Unternehmen arbeiten aber auch hierzulande an der Entwicklung solcher Präparate. Diese haben dann wie in der Human-Forschung das Ziel, die Fettaufnahme zu hemmen oder den Appetit zu zügeln.
Die Hersteller vermuten, dass viele Tierhalter es sich einfach machen wollen werden und zu Abnehm-Medikamenten greifen. Wie gut diese Medikamente in Deutschland dann angenommen werden und wie hoch die Nachfrage sein wird, ist offen. Dies wird auch von der Verfügbarkeit, dem Preis und der Übernahme durch Tierkrankenversicherungen abhängen.
Übergewicht vermeiden – richtig füttern
Tierärzte wie Jeanne Ficociello vom VCA Animal Hospital in South Weymouth, Massachusetts, sehen das Nachhelfen mit Abnehm-Medikamenten allerdings skeptisch. Sie würde zunächst lieber den klassischen Weg gehen, sagt sie gegenüber „Bloomberg“: mehr Bewegung für das Tier, eine Diät verordnen und die zugrundeliegenden endokrinen Probleme untersuchen.
Außerdem müsste das Fütterungsverhalten der Halter genau unter die Lupe genommen werden, raten Tierärzte: Überfüttern sie ihre Tiere, bekommen sie nicht genug Bewegung? Nicht immer sind die Halter Schuld, manche Hunderassen wie Labradore zum Beispiel sind auch genetisch zum Übersee und daraus resultierendem Übergewicht veranlagt. So oder so sollten Halter in Absprache mit ihrem Tierarzt genau darauf achten, dass ihr Tier alle Nährstoffe bekommt und im Idealfall gar nicht erst Übergewicht bekommt.




