Leuchtende Kinderaugen, wenn der Welpe niedlich aus dem Pappkarton guckt — das klingt nach einem schönen Weihnachtsabend. Allerdings nicht für alle Beteiligten. Denn während sich der Nachwuchs vermutlich über den Babyhund unterm Weihnachtsbaum freut, ist die Bescherung für den Vierbeiner womöglich der Start einer langen Leidensgeschichte.
Denn: Wer ein Tier verschenkt, der verschenkt ein Leben. „Ein Tier ist kein lebloser Gegenstand, sondern ein lebendes, fühlendes Geschöpf mit Bedürfnissen“, erklärt „Vier Pfoten“-Heimtierexpertin Sarah Ross im Gespräch mit DeineTierwelt. „Eine Tierhalterin oder ein Tierhalter geht eine jahrelange Verpflichtung ein, diesem Bedarf nachzukommen“, sagt sie. Überraschungskäufe als Geschenk sind daher eine schlechte Idee.
Und das kann einen Wandel der Lebensumstände nach sich ziehen. „Ich kann nicht fünf Stunden shoppen gehen und danach mal gucken, ob der Welpe noch lebt“, so die Tierschützerin im DeineTierwelt-Podcast „Pet-Talks: Klartext“. Aber Haustiere brauchen nicht nur Zeit: Wer ein Tier bei sich aufnimmt, trägt die Verantwortung für den Vierbeiner – ein ganzes Tierleben lang.

„Allzu oft weicht der erste Enthusiasmus des Beschenkten der ungeschönten Tatsache, dass ein Tier viel Fürsorge braucht, Geld und Zeit kostet“, warnt auch Lea Schmitz vom „Deutschen Tierschutzbund“. „Da die Tierheime bereits mit Tieren überfüllt sind, die unüberlegt angeschafft wurden, können wir nur vehement davon abraten, ein Tier zu verschenken – egal, ob zu Weihnachten oder einem anderen Anlass.“
Nicht jeder kann die Verantwortung für ein Tier tragen
Was viele vergessen: Eine Hund kann 15 Jahre alt werden, eine Katze sogar 20 – und so lange muss sich dann auch jemand um die Tiere kümmern. Täglich Füttern, Beschäftigen, die Krallen schneiden, das Fell Pflegen, zum Tierarzt gehen — und zumindest mit dem Hund bei Wind und Wetter Gassi gehen.
Eltern sollten sich daher nicht von dem Gebettel ihrer Kinder breitschlagen lassen. Besonders zum Fest der Liebe boomt das Spiel mit Gefühlen, was emotionale Manipulation befeuere, warnt das Hamburger Tierheim. Viele Menschen ließen sich dann zu Mitleidskäufen, besonders von niedlichen Jungtieren zum Beispiel aus dem illegalen Welpenhandel, hinreißen. Doch die vermeintliche Rettung und unüberlegte Käufe tragen zum Teufelskreis bei, sodass viele von ihnen am Ende in den vollen Tierheimen landen.
Wichtig sei auch, dass Menschen die individuelle Bedürfnisse eines Tieres kennen und darauf eingehen, betont Heike Weber, Leiterin Tierschutz bei der Organisation „Tasso e.V.“. Das gelte nicht nur für Hunde oder Katzen: „Auch die Haltung von kleinen Heimtieren wie beispielsweise Kaninchen oder Meerschweinchen erfordert besondere Kenntnisse“, stellt Weber klar.
Dazu kommt: Tiere kosten Geld. Nicht nur für Futter und Spielzeug — beim Tierarzt werden schnell mal mehrere Hundert Euro fällig. Wer ein Tier hat, sollte für Notfälle also immer etwas Geld zur Seite legen und eine Versicherung abschließen.
Ungewolltes Weihnachtsgeschenk: Tiere landen im Tierheim
Allerdings ist nicht jeder dieser Verantwortung gewachsen. Ausbaden müssen diese Überforderung meistens die Tiere. Sven Fraaß ist Pressesprecher beim Hamburger Tierschutzverein, der auch das Tierheim in der Süderstraße in Hamburg betreibt.
Er bekommt jedes Jahr mit, welches Schicksal den Tieren droht, die als Spontankäufe unterm Weihnachtsbaum gelandet sind. „Spätestens zur Urlaubszeit muss das ,Saubermach-Problem‘ dann weg“, sagt er. „Und wir sind froh, wenn die Tiere dann wenigstens mit irgendeiner Begründung im Tierheim abgegeben werden.“
Denn häufig drohe den ungewollten Christbaum-Tieren ein viel schlimmeres Schicksal: Entweder sie werden vernachlässigt oder einfach ausgesetzt. Fraaß: „Wir haben auch schon Tiere im Altglas- oder Altkleidercontainer gefunden.“
Es dürfe eben nicht kurz vor Weihnachten oder sogar am Tag der Bescherung die Entscheidung gefallen sein, ein Tier zu kaufen oder gar zu verschenken, weil die Gefahr, dass dies nur aus einer kurzzeitigen Emotion oder Geschenke-Not heraus geschah, viel zu groß ist. Schließlich bestünde die Gefahr, dass die Geschenke den Beschenkten nicht gefallen.

Tierheime verhängen Vermittlungsstopp
Damit Hunden, Katzen und Kleintieren dieses Schicksal erspart bleibt, verhängen viele Tierheime über die Weihnachtszeit einen Vermittlungsstopp. Das bedeutet: Niemand bekommt dort in der Weihnachtszeit ein Tier. Das Tierheim in der Süderstraße etwa schließt in diesem Jahr vom 21. Dezember 2024 bis 02. Januar 2025 für
Besuchende geschlossen bleiben. Bereits vorher abgesprochene Vermittlungen und
begründete Termine finden natürlich dennoch statt.
Auch das Tierheim Bremen bleibt vom 16. Dezember 2024 bis 2. Januar 2025 geschlossen. Und das Tierheim Berlin öffnet seine Türen zwischen dem 20. Dezember und 1. Januar nicht. Ein Kennenlernen der Tiere darf auch in dem Zeitraum stattfinden, nur bis zum Auszug muss sich noch etwas geduldet werden.
„Wer zu Weihnachten Tieren etwas Gutes tun möchte, kann auch Verantwortung in Form einer Patenschaft übernehmen. Ebenso kann eine Spendenaktion für tierische Schützlinge ein liebevolles Geschenk sein“, sagt Janet Bernhardt, erste Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e.V..
Silvesterspektakel eignet sich nicht zum Einleben
„Ein Weihnachtsfest und das folgende Silvesterspektakel bedeuten für Tiere eine große Anstrengung – viele Familienmitglieder und ungewohnte Lautstärke. Für eine Eingewöhnungszeit bietet sich eine ruhigere Zeit an“, betont Bernhardt.
Für Tierschützerin Ross ist das eine sinnvolle Lösung. Sie glaubt nicht, dass Tiere während des Vermittlungsstopps die Chance auf eine liebevolle Familie verpassen würden. „Das gute, liebevolle Zuhause nimmt sich die Zeit, bis die stressige Weihnachtszeit vorbei ist“, sagt sie. „Ein gutes, liebevolles Zuhause hat die Anschaffung nämlich gut durchdacht, ist sich der Verantwortung bewusst und möchte das Tier wirklich haben.“
Du bist noch auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk? Dann haben wir hier genau das Richtige für Dich: Hier findest Du Geschenkidee für Hundefreunde und hier für Katzenfans. Um Tieren zur Weihnachtszeit zu helfen kannst Du zum Beispiel bei Deinem lokalen Tierheim schauen, welche Aktionen es gibt. So lädt der Hamburger Tierschutzverein beispielsweise dazu ein, die Tiere mittels der Weihnachtsbaumaktion zu beschenken. Viele Tierheime veranstalten auch Weihnachtsmärkte wie das Oldenburger Tierheim an jedem Adventswochenende.
Mehr dazu im Podcast
Du willst mehr zum Thema erfahren? Im DeineTierwelt-Podcast „Pet-Talks: Klartext“ erklärt Sarah Ross, warum Du gerade Kindern niemals Tiere schenken solltest. Jetzt direkt reinhören:
Die Folge gibt’s natürlich auch auf Apple Podcasts, Spotify, Deezer und allen anderen Podcast-Plattformen.




