Dass manch einer die Verantwortung für ein Haustier überschätzt, ist nur einer der vielen Gründe, warum Tierheime überfüllt sind. Es gibt etliche Gründe, weshalb sich Menschen von ihren Tieren trennen müssen – oder wollen.
Wir listen die häufigsten Ursachen auf, warum Tiere im Tierheim landen. Denn am Ende sind sie es, die unter der Abgabe leiden und nochmal ganz von vorne auf die suche nach einem schönen, liebevollen Zuhause gehen müssen. Und auch die Tierheime drohen, unter der Last der vielen abgegebenen, sichergestellten oder gefundenen Tiere zusammenzubrechen. Daher sollte die Anschaffung eines Haustieres vorab gut überlegt sein und an alle Eventualitäten gedacht sein.
1. Überforderung und Zeitmangel sind die häufigsten Ursachen
Viele Menschen unterschätzen, wie viel Zeit, Geduld und Energie ein Tier braucht. Spaziergänge bei Wind und Wetter, Tierarztbesuche, Beschäftigung, Training – all das gehört zum Alltag. Laut dem Deutschen Tierschutzbund geben rund drei Viertel der Tierhaltenden an, sich überfordert zu fühlen. Auch Zeitmangel spielt eine große Rolle, wenn sich die Lebensumstände ändern: Ein neuer Job, eine Trennung oder Nachwuchs in der Familie – plötzlich passt der Vierbeiner nicht mehr ins Leben.
2. Wenn das Geld knapp wird
Haustiere sind nicht nur liebenswert, sondern auch teuer. Futter, Tierarztkosten, Versicherungen – die laufenden Ausgaben summieren sich. Für viele wird das zur Belastung. Finanzielle Not gehört inzwischen zu den häufigsten Abgabegründen – so auch bei einem Hund in Hamburg, der dringend eine Operation wegen eines gebrochenen Beins brauchte.
„Der behandelnde Tierarzt rief uns völlig fassungslos an“, erzählt Urte Inkmann, Pressesprecherin des Hamburger Tierschutzvereins gegenüber dem „RND“. „Der Besitzer wollte die Kosten nicht zahlen und meinte nur, man solle den Hund entweder einschläfern oder irgendwohin geben.“ Der Tierarzt entschied sich, den Eingriff dennoch durchzuführen – und das spendenfinanzierte Tierheim übernahm den Hund. Besonders Hunde sind betroffen, deren Haltung im Alltag oft mehr kostet als erwartet.
3. Persönliche Schicksale und Veränderungen
Nicht immer steckt mangelnde Verantwortung dahinter, wenn ein Tier im Heim landet. Manchmal ist es einfach das Leben, das dazwischenfunkt: Krankheit, Tod, ein Umzug in eine kleinere Wohnung oder in der die Hundehaltung nicht erlaubt ist oder eine Allergie. Auch Scheidungen oder neue Partnerschaften können dazu führen, dass ein Tier plötzlich „nicht mehr passt“. Für die Betroffenen ist die Abgabe meist schmerzhaft – für die Tiere bedeutet sie eine große Umstellung.

4. Fundtiere und Aussetzungen
Neben abgegebenen Tieren landen auch viele Fundtiere in den Heimen. Sie werden von Polizei, Feuerwehr oder Passanten gebracht, nachdem sie ausgesetzt oder aufgegriffen wurden. Besonders tragisch: Manche Tiere werden direkt nach dem Kauf wieder abgegeben, weil sie nicht so „funktionieren“, wie man es sich vorgestellt hat.
5. Kranke Tiere und Animal Hoarding
Tierheime berichten zudem, dass immer häufiger kranke oder verhaltensauffällige Tiere aufgenommen werden. Hunde mit Aggressionen, Katzen mit chronischen Krankheiten oder ältere Tiere – sie haben es schwer, ein neues Zuhause zu finden. Immer wieder werden zudem erschütternde Fälle von „Animal Hoarding“ veröffentlicht. Mitarbeitende der Tierheime müssen oft mehrere dutzend verwahrloste Tiere einfangen – Tierheime sind dadurch schnell überbelegt. Auch Sicherstellungen aus tierquälerischer Haltung oder aus dem illegalen Welpenhandel landen in den Tierheimen.
Auch unkastrierte Freigängerkatze tragen zu einer oft nicht zu stemmenden Flut an kranken und unterernährten Kitten und ausgewachsenen Katzen bei, welche die Tierheime überrollt. Daher machen sich die Tierschützenden schon seit Jahren für eine bundesweite Katzenkastrationspflicht stark, um das Leid der Straßenkatzen zu mindern.
Die Last auf den Tierheimen
Ehrenamtliche und Mitarbeitende arbeiten am Limit, um allen Tieren gerecht zu werden. Besonders nach der Corona-Pandemie, als viele Menschen in der Lockdown-Zeit spontan Tiere anschafften, stieg die Zahl der Abgaben drastisch. Tierheime finanzieren sich meist aus Spendengeldern und sind auf ehrenamtliche Unterstützung angewiesen.
Tierheime leisten Tag für Tag Großartiges, um diesen Tieren eine zweite Chance zu geben. Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es wichtig, bewusste Entscheidungen zu treffen – und den Traum vom Haustier mit der Realität in Einklang zu bringen.




