Im fränkischen Brombachsee sorgen wiederholte Attacken durch Welse für Aufsehen und juristische Folgen. Nachdem erneut ein Badegast gebissen wurde, reagiert das Landratsamt mit Sicherheitsmaßnahmen.
Parallel wird gegen einen Polizisten ermittelt, der angeblich den ersten angreifenden Waller erschossen haben soll. Nach den Schüssen soll der Wels noch benommen gewesen sein und letztlich von Anglern gefangen und getötet worden sein. Die Debatte um den Umgang mit dem Verhalten der Raubfische nimmt Fahrt auf.
Zweiter Wels-Angriff im Brombachsee – Badeinseln im Fokus
Am vergangenen Mittwoch wurde erneut ein Schwimmer von einem Wels in Bayern attackiert. Der 69-jährige Mann erlitt im Bereich einer Badeplattform bei Absberg am Brombachsee eine Schürfwunde am Arm, nachdem ihn der Fisch gebissen hatte. Es ist der zweite derartige Vorfall innerhalb weniger Tage: Bereits am 20. Juni wurden an einer anderen Stelle des Sees fünf Badegäste durch einen Wels verletzt – auch hier jeweils im Umfeld einer Badeinsel.
Das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen reagierte nun: Badeinseln und Seezentren sollen per Echolot auf mögliche Laichplätze untersucht werden. Sollten solche Brutstätten in der Nähe von Badestränden entdeckt werden, könnten diese vorsorglich gesperrt werden, so eine Sprecherin gegenüber der „SZ“. Die Echolot-Untersuchung übernimmt der Fischereiverband.
Verhalten der Welse ist natürlich
Der Grund für die Aggressivität: Laut Fischereiexperte André Macher könnte der niedrige Wasserstand im See die Welse dazu zwingen, ihre Eier unter Badeplattformen abzulegen. In der Laichzeit verteidigen die Waller diese energisch – ein Verhalten, das vollkommen normal und natürlich ist. Macher geht davon aus, dass sich das Problem mit dem Ende der Laichzeit vorerst von selbst erledigt – der jüngste Angreifer sei wohl ein „Nachzügler“ gewesen.
Tierschützer reagierten in der Zwischenzeit mit Unverständnis auf die Tötung des Wallers im Brombachsee. Sie weisen ebenfalls darauf hin, dass das Tier lediglich seinen Nachwuchs schützen wollte und dafür mit dem Leben bezahlen musste. „Wildtiere sind keine Störenfriede, sondern Teil unseres wichtigen Ökosystems. Sie verdienen Respekt und Schutz – auch dann, wenn sie uns Menschen unerwartet begegnen“, erklärt „Peta“-Fachreferentin Jana Hoger.
LKA ermittelt gegen Polizisten – Anzeige nach Wels-Tötung
Die erste Wels-Attacke am 20. Juni hatte ein deutlich drastischeres Nachspiel: Ein Polizeibeamter hatte mit seiner Dienstwaffe dreimal auf den Waller geschossen. Zwar habe das Tier nach den Schüsse gestorben, dennoch wurde der Vorfall deutschlandweit diskutiert. Nun ermittelt das Bayerische Landeskriminalamt gegen den Beamten wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz, berichtet der „Spiegel“.
Auslöser waren Strafanzeigen durch die Tierschutzorganisation Peta sowie eine Privatperson. Die Staatsanwaltschaft Ansbach prüft jetzt, ob ein „vernünftiger Grund“ für die Tötung des Fisches vorlag – andernfalls könnte das Vorgehen rechtlich als unzulässig gelten. Die Ermittlungen dürften noch mehrere Wochen dauern. Die Polizei rechtfertigte sich damit, dass eine dauerhafte Sperrung des Badebereichs nicht möglich gewesen sei. Zudem habe man verhindern wollen, dass durch eine Panikreaktion ein Badegast in Lebensgefahr geraten könne.
Wels nicht durch Schüsse getötet – Angler erlegten das Tier
Ein zentrales Detail wurde inzwischen korrigiert: Entgegen früherer Berichte wurde der zwei Meter lange und 90 Kilogramm schwere Wels nicht durch die Polizeischüsse getötet. Zwar schoss ein Beamter dreimal auf das Tier, traf es aber nicht tödlich. Stattdessen wurde der benommene Fisch anschließend von zwei hinzugezogenen Anglern gefangen, an Land gebracht und waidgerecht erlegt. Ein lokaler Gastwirt verwertete den Wels in rund 120 Filetportionen – der Fisch ist mittlerweile komplett aufgegessen.
Die kuriosen Vorfälle am Brombachsee werfen derweil komplexe Fragen auf: Wie lässt sich der Schutz von Badegästen mit dem Tierschutz vereinbaren? Und wie kann in Zukunft mit natürlichem Tierverhalten in öffentlichen Badegewässern umgegangen werden? Während die Behörden technische Maßnahmen wie Echolot-Untersuchungen anstoßen, läuft parallel eine juristische Aufarbeitung – mit noch offenem Ausgang. Klar ist: Die Welse am Brombachsee sind vorerst Gesprächsthema Nummer eins – nicht nur in Bayern.
Wie solltest Du Dich im Badesee verhalten?
Da Welse warme Gewässer bevorzugen, sei die Wahrscheinlichkeit in kühlerem Wasser wie in einem Alpensee eher geringer, einem Wels zu begegnen, so Thomas Funke vom Landesfischereiverband Bayern gegenüber „ZDFheute“.
Doch wie sollten sich Badegäste verhalten, wenn sie doch mal auf einen Wels stoßen sollten? Ruhe bewahren und Abstand halten, raten die Experten. Funke empfiehlt, in die Richtung zurück zu schwimmen, aus der man gekommen ist. Dabei solltest Du lautes Planschen und heftige Bewegungen vermeiden, um die Welse nicht zu stressen oder neugierig zu machen. Denn aggressiv sind die ruhigen, großen Fische in der Regel nicht – es sei denn, sie werden provoziert und man kommt ihrem Gelege zu nahe.
Welse sind lediglich mit vergleichsweise harmlosen Hechel- oder Bürstenzähnen ausgestattet sind, mit denen sie ihre Beute wie Fische, Würmer, Krebse und Insekten bis hin zu Wasservögeln wie Enten, aber auch Tauben und kleinen Säugetieren wie Ratten (wenn sie sich im oder am Wasser aufhalten) festhalten. Damit richten sie eher wenig Schaden an. Gebissene Badegäste zogen sich durch Bisse Schürfwunden zu.



