HomeHundeADHS beim Hund erkennen – neue Diagnostik macht es möglich

ADHS beim Hund erkennen – neue Diagnostik macht es möglich

Unruhe, Impulsivität, kurze Aufmerksamkeitsspanne: Manche Hunde zeigen Verhaltensmuster, die an ADHS beim Menschen erinnern. Ein ungarisches Forscherteam hat nun ein standardisiertes Diagnosesystem entwickelt, das helfen soll, ADHS bei Hunden besser zu erkennen.

Manche Hunde sind ständig in Bewegung, können sich kaum konzentrieren und reagieren übermäßig impulsiv. Da stellt sich bei manchem Halter die Frage: Hat mein Hund ADHS? Und: Können Hunde tatsächlich auch ADHS haben? Die kurze Antwort lautet: Ja. Was lange nur als Temperament oder Erziehungsproblem abgetan wurde, könnte in manchen Fällen auf ADHS-ähnliche Symptome hinweisen. Neue Forschung macht eine klare Diagnostik nun möglich.

Das neu entwickelte Verfahren orientiert sich an der Humandiagnostik und soll Haltern wie Tierärzten helfen, betroffene Hunde gezielt zu erkennen. Wichtig ist: Nicht jedes energiegeladene Tier erfüllt die Kriterien. Erst wenn das Verhalten den Alltag stark beeinträchtigt, sprechen Experten von einer Störung.

Wie die neue ADHS-Diagnostik bei Hunden funktioniert

Die Forscher untersuchten 1.872 Familienhunde mit einem speziellen Fragebogen, der „Dog ADHD and Functionality Rating Scale“ (DAFRS). Dieses Instrument bewertet zwei Ebenen: Zum einen wird erfasst, ob Symptome wie Hyperaktivität, Impulsivität oder Unaufmerksamkeit beim Hund auftreten. Zum anderen prüft das System, ob diese Verhaltensweisen den Alltag des Hundes und die Interaktion mit Menschen beeinträchtigen, erklären die Forscher der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest.

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Ein Hund galt dann als auffällig, wenn Halter mindestens vier von sieben Kriterien mit mittlerer oder hoher Problemstufe bestätigten. Diese betrafen Bereiche wie Lernfähigkeit oder soziale Interaktionen. Von allen untersuchten Hunden erfüllten 116 diese Kriterien. Damit lag der Anteil der Tiere mit einer klaren Alltagsbeeinträchtigung bei 6,2 Prozent – ein Wert, der verdeutlicht, dass ADHS-ähnliche Muster zwar vorkommen, aber nicht die Regel sind.

ADHS-Symptome bei Hunden allein reichen nicht aus

Ein zentrales Ergebnis der Forscher: Symptome wie Impulsivität oder Rastlosigkeit reichen allein nicht aus, um von ADHS zu sprechen. Entscheidend sei, ob die Verhaltensmuster tatsächlich negative Auswirkungen auf den Alltag haben. Nur wenn die Symptomschwere mit Einschränkungen einhergeht, sprechen die Wissenschaftler von einem „funktional auffälligen“ Hund.

Hund mit weit aufgerissenen Augen.
Foto: unsplash.com/karthegan Padmanaban (Symbolfoto)

Um zu einem klaren Befund zu kommen, kombinierten die Forscher daher zwei Kriterien: Zum einen musste ein Hund mindestens 26 Punkte auf der Symptomskala erreichen, zum anderen Probleme in mindestens einem Funktionsbereich zeigen. Traf beides zu, wurde er als „gefährdet“ eingestuft. Das galt für 79 Tiere – rund 4,2 Prozent der untersuchten Hunde. Interessanterweise liegt dieser Wert nahe der Häufigkeitsrate von Erwachsenen mit ADHS.

ADHS bei Hunden: Warum mehrere Quellen wichtig sind

Die Wissenschaftler betonen, dass der Fragebogen allein keine endgültige Diagnose ersetzt. Deshalb wurde zusätzlich ein Verhaltenstest entwickelt, der die Aufmerksamkeit und Impulskontrolle der Tiere überprüft. Dieses Verfahren ergänzt die subjektiven Angaben der Besitzer um objektive Beobachtungen, wodurch die Gefahr von Fehleinschätzungen sinkt.

Hund rennt im Garten.
Foto: unsplash.com/ Brandon Hoogenboom (Symbolfoto)

Für eine möglichst verlässliche Diagnose empfehlen die Forscher zudem, Experten wie Tierärzte oder Trainer einzubeziehen. Auf diese Weise können andere Störungen ausgeschlossen werden, die ähnliche Symptome verursachen. Laut den Studienautoren erhöht dieser mehrstufige Ansatz die Genauigkeit erheblich und erleichtert es, geeignete Maßnahmen für betroffene Hunde einzuleiten.

Diagnose wichtig für Halter: Hat Dein Hund ADHS?

Die Entwicklung des Diagnosesystems könnte ein wichtiger Schritt für das Verständnis von Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden sein. Es ermöglicht, auffällige Tiere genauer zu identifizieren und dadurch die Lebensqualität zu verbessern. Denn wer weiß, dass sein Hund tatsächlich unter ADHS-ähnlichen Symptomen leidet, kann gezielter auf ihn eingehen und passende Trainings- oder Therapieformen auswählen.

Auch für den Alltag der Halter bedeutet die neue Methode eine Entlastung. Bisher standen sie oft vor der Frage, ob ihr Hund schlicht „schwierig“ sei oder ob eine tiefere Ursache dahintersteckt. Mit einem objektiven System lassen sich Probleme besser einordnen, wodurch Missverständnisse reduziert werden. Noch ist die neue Diagnostik aus Ungarn aber nicht für die breite Öffentlichkeit zugänglich.

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